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Von der Bildfläche verschwunden


Stadtteil: Wilmersdorf
Bereich: Hohenzollerndamm bis Heidelberger Platz
Stadtplanaufruf: Berlin, Forckenbeckstraße
Datum: 25. Mai 2022
Bericht Nr.:773

Unser heutiges Flanierziel - das Gebiet um die Wilmersdorfer Forckenbeckstraße - kann man am besten beschreiben mit dem Vokabular eines Fotografen: Gerade verschwindet etwas von der Bildfläche, vieles ist bereits früher von der Bildfläche verschwunden. Nicht alles hat Spuren hinterlassen. Es geht um Kraftwerke mehrerer Epochen, die durch technischen Fortschritt überflüssig wurden, um Industrie, die abgewandert ist, und schließlich um Kleingärten, die bei dem Kampf um Flächen für Wohn- und Gewerbebauten den Kürzeren gezogen haben. Auf der Bildfläche hinzu kamen andererseits Sportstätten, Wohnbauten, Gewerbegrundstücke, die Stadtautobahn.

Städtisches Gaswerk
Zwei Backsteinbauten an der Forckenbeckstraße sind die letzten Spuren des Städtischen Gaswerks V, das 1889 für die "Erleuchtung Berlins" in Schmargendorf - damals vor den Toren der Stadt - errichtet wurde. Es lag zwischen Hohenzollerndamm und Heidelberger Platz und dehnte sich bis zur Forckenbeckstraße, Cunostraße und der Ringbahn aus. Die Kohlelieferungen kamen über einen Ringbahnanschluss auf das Gelände. Weithin sichtbar war der ummauerte Gasbehälter. Es gab eine Vielzahl weiterer Bauten: Retortenhaus, Reinigerhaus, Regenerierhaus, Dampfkesselhaus, Maschinenhaus, Wasserturm, Pumpenhaus, Gasmessergebäude, Kohlenschuppen, Werkstätten, Beamtenwohnhaus. Und das erhalten gebliebene Verwaltungsgebäude, das der technische Direktor ("Dirigent") Eugen Reissner entworfen hat. Der Hohenzollerndamm führte bis 1900 den Namen Reissnerstraße. Die Cunostraße ist nach dem ersten Direktor der Gasanstalt benannt.

Für den Bau des Hohenzollerndamms hatten Schmargendorfer Bauern für gutes Geld ihre Äcker verkauft. Das Gebiet war unbefestigt, als sich das Gaswerk dort ausbreitete. Für das internationale Treffen der Ballonfahrer im Oktober 1908 war das der ideale Ort, hier konnten die Ballons direkt vom Behälter des Schmargendorfer Gaswerks aus befüllt werden. Wie der Ballonstart vor 20.000 Zuschauern ablief, habe ich hier beschrieben: Gordon-Bennett-Ballonflugwoche.


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Sportanlagen
Das Gaswerk wurde nach mehrfachen Modernisierungen 1924 stillgelegt und innerhalb von zehn Jahren abgetragen. Die ersten Sportanlagen auf dem Gelände entstanden, mit den unausbleiblichen Bodenbelastungen hat man sich erst in der Nachkriegszeit auseinandergesetzt. Am östlichen Rand des Gaswerksgeländes an der Forckenbeckstraße hatte bereits 1908 der Berliner Sportverein (BSV 1892) einen Fußballplatz mit Tribüne angelegt. Das Pachtgelände musste 1932 zugunsten industrieller Nutzung (Blaupunkt) aufgegeben werden, dafür entstanden am Lochowdamm (jetzt Fritz-Wildung-Straße) neue Sportplätze und ein Casino.

In der Nachkriegszeit wurden die Sportanlagen weiter ausgebaut. 1951 eröffnete das Stadion Wilmersdorf, für seinen Bau wurde auch Trümmerschutt verwendet. 1956 folgte das Sommerbad Wilmersdorf auf einem parkähnlich gestalteten Gelände. Bei unserem heutigen Rundgang sehen wir, dass das große Schwimmbecken gerade neu gebaut wird. Nur für Schulen, Vereine und Wettbewerbe ist das Stadtbad Wilmersdorf II vorgesehen, ein schmuckloser Bau aus den 1960er Jahren. Das Eisstadion Wilmersdorf mit Schnelllaufbahn und Eishockey-Trainingsfläche kam 1974 hinzu.


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Zwei Tennisclubs nutzen die Tennisplätze östlich der Cunostraße: Der TC Wilmersdorf, der aus der Sportvereinigung der Berliner Senatsverwaltungen (SV Senat Berlin) hervorgegangen ist, und die Tennisabteilung des BSV 1892. Und zwei Sporthallen ergänzen das Sportangebot am westlichen Ende der Forckenbeckstraße. Die 1961 gebaute Werner-Ruhemann-Sporthalle wurde gerade wieder an den BSV 1892 übergeben, nachdem sie bis 2017 als Flüchtlingsunterkunft diente. Danach wurde sie für 400.000 Euro restauriert (Hallenboden, Prellwände, die Böden in den Gängen, sanitäre Anlagen).

Die Harald-Mellerowicz-Sporthalle ist der jüngste Bau, 2008 eingeweiht. In dem rückwärtigen Gebäude arbeitet der gemeinnützige "Sport-Gesundheitspark", gegründet von Sportärztebund, Landessportbund, Ärztekammer und FU Berlin als Modelleinrichtung für den Gesundheitssport. Er bietet Rehabilitation und Prävention aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse an.


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Haben Sie "Rücken", "Herz", "Lunge", Osteoporose? Für diese und eine große Zahl weiterer Gesundheitsprobleme bietet der Verein regelmäßige Übungen in Kleingruppen an, die von Sport- und Physiotherapeuten angeleitet werden. Der Naturrasen-Sportplatz Forckenbeckstraße, der 1932 vom BSV 1892 eingeweiht wurde, grenzt an das Gelände der Sporthalle an.

Haben Sie mitgezählt? Stadion, Sommerbad, Stadtbad, Eisstadion, Tennisplätze, Sporthallen. Es ist ein beeindruckendes Sportangebot, das sich aber nicht unter einem gemeinsamen Label vermarktet.

Elektrizitätswerk
Mit dem Kraftwerksbau war es nicht vorbei, als das Gaswerk überflüssig wurde. Die Elektrizität trat an die Stelle der Gasenergie, bereits 1911 errichtete eine Vorgängergesellschaft der BEWAG am östlichen Ende der Forckenbeckstraße ein Elektrizitätswerk mit Schalthaus und Beamtenhaus. Das Wappen über dem Portal mit drei Lilien ist das Wappen der Stadt Wilmersdorf, abgeleitet aus dem Familienwappen der Gutsherren von Wilmersdorff. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kraftwerk durch Reparationsleistungen an die sowjetische Siegermacht teilweise faktisch stillgelegt. Bevor die Briten als Besatzungsmacht in ihrem Sektor tätig werden konnten, hatten die bis dahin kurze Zeit in ganz Berlin herrschenden Sowjets einen Teil der Kraftwerksanlagen, die Hochdruckanlage, demontiert. Im West-Berlin der Nachkriegsjahre gingen 1964 die restlichen Anlagen vom Netz.

Zum Elektrizitätswerk gehörten Gebäude des nahegelegenen Umspannwerks Münstersche Straße. Dessen Transformatorenhalle ist 2007 für die Jüdische Gemeinde zur Synagoge umgebaut worden, dabei blieb die Hülle weitgehend erhalten. Die Schaltanlage im Nachbargebäude dient weiterhin der Elektrizitätsversorgung, sie wurde vor drei Jahren erneuert.

Heizkraftwerk
1977 ging das Heizkraftwerk Wilmersdorf in Betrieb. Drei Blöcke mit Gasturbinen wurden eingerichtet, jeder mit 102 Meter hohen Schornsteinen. Von nun an prägten die drei gelben Türme das Ortsbild, schon von weit her konnte man sie sehen. Sie waren nicht nur ein technisches Monument, sondern auch ein Orientierungspunkt, ein Teil des Stadtgefühls, Kirchtürme der Elektropolis.

Und plötzlich sind sie verschwunden, abgebaut, das Stadtbild ist leer geworden. Das Heizkraftwerk wird nicht mehr gebraucht. Selbst der nicht für romantische Stadtverklärung bekannte frühere Senatsbaudirektor Hans Stimmann bedauert, dass kein Weg eine Nachnutzung gefunden wurde, so problematisch das angesichts des Bauwerks auch wäre.


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Blaupunkt
Ein blauer Punkt als Prüfzeichen auf Kopfhörern der "Ideal Radiotelefon- & Apparatefabrik" gab in den 1920er Jahren den Anstoß zu dem Markennamen, weil die Kunden nur noch "Blaupunkt-Kopfhörer" verlangten. Ein außergewöhnlicher Fall, dass die Kunden einen Markennamen prägen. Das Unternehmen wurde von Bosch übernommen und produzierte ab 1932 das erste in Europa entwickelte Autoradio. An der Forckenbeckstraße errichtete Blaupunkt seine Fabrik auf dem Gelände, das vorher der BSV 1892 für seine Fußballabteilung gepachtet hatte. Wieder wird durch eine Benennung die Geschichte weiter transportiert, die angrenzende Kleingartenkolonie "Blaupunkt“ wurde 1934 gegründet.

Blaupunkt stellte Geräte für Rundfunk- und Fernsehempfang her, im Zweiten Weltkrieg wurden Rüstungsaufträge wie Zielgeräte für Lenkwaffen und Bomben ausgeführt. Fast zwangsläufig war es dann eine Bombe der Briten, die 1943 die Fertigungshalle zerstörte und die Produktion lahmlegte. Heute wird der baulich ergänzte Blaupunkt-Standort von Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben nachgenutzt.

Maximilian von Forckenbeck
Und wer war der Namensgeber der Straße? Maximilian von Forckenbeck (1821 - 1892) war ein liberaler Geist, Gründungsmitglied der Fortschrittspartei, Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Reichstagspräsident, Oberbürgermeister der Stadt Breslau und schließlich Berliner Oberbürgermeister. In Berlin arbeitete er an der Reform des Schulwesens und dem Ausbau der städtischen Infrastruktur (Kanalisation, Wasserversorgung, Verkehrsnetz, Stadtreinigung, Straßenbeleuchtung, Markthallen, Grünanlagen z.B. Viktoriapark). Die Presse schrieb 1878, dass er für wahrhaften Liberalismus einträte: "Was an ihm läge, werde er thun; denn daß er ein liberaler Mann sei, beweise seine Stellung an der Spitze der Stadt Berlin, ein Oberbürgermeister von Berlin könne nur ein freiheitlich gesinnter Mann sein".

Kleingärten
Immer wieder werden Kleingärten als Verfügungsmasse für Baugrundstücke angesehen, ihre Bedeutung für das Stadtklima, für Erholung, Versorgung und als Lebensräume für Tiere und Pflanzen missachtet. In der Forckenbeckstraße habe zweimal Bebauungspläne den Kleingärtnern Grundstücke abgeknapst. In den 1960er Jahren mussten im Bereich Mecklenburgische Straße Dauerkleingärten weichen, weil man im Zuge des Stadtautobahnbaus "auf diese Baulandreserve zugreifen musste", um durch den Stadtring verdrängte Betriebe umzusiedeln. Kess formulierte der Bebauungsplan vom April 1963, dass "das Dauerkleingartengebiet auch schon früher als Bauland bestimmt war, es soll nun in Anbetracht des bestehenden Bedarfs an Bauland seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt werden". Mit einer solchen Begründung käme man heute nicht mehr durch, die Zeiten haben sich geändert.

Die Kleingartenkolonie Oeynhausen an der Forckenbeckstraße ist die größte Kolonie in Wilmersdorf und eine der ältesten von Berlin, 1904 gegründet. Das Gelände der Kleingärten liegt ungefähr drei Meter über dem Straßenniveau, das Terrain links und rechts der Forckenbeckstraße ist durch mehrere Niveauunterschiede geprägt. An der Fritz-Wildung-Straße wirkt das Sportgelände wie ein aufgeschütteter Wall, die Stadien liegen tiefer im Gelände.

Als die Kolonie Oeynhausen vor einigen Jahren dem Bauprojekt "Maximilians Quartier" weichen sollte, wurde nach Protesten der Schrebergärtner ein Kompromiss in einem Bebauungsplan von 2010 festgeschrieben. Die Hälfte des Kleingartengebiets mit 150 Parzellen bleibt erhalten, die andere Hälfte ist zur Bebauung freigegeben.

Maximilians Quartier
Das den Kleingärtnern abgerungene Bauland wird U-förmig von drei neu angelegten Straßen umschlossen. Mit Maximilian wird an den Vornamen des Herrn von Forckenbeck angeknüpft. Von den Neubauten sind wir bei unserem Rundgang sehr angetan, ich will darüber berichten, ohne einen Werbeprospekt zu schreiben. Vier Blöcke mit mehreren Einzelhäusern gruppieren sich um begrünte Höfe. Die Wohnblöcke wurden von vier unterschiedlichen Architekturbüros gestaltet, so wurde eine serielle Wirkung vermieden. In den vier- bis sechsstöckigen Bauten sind knapp tausend Eigentums- und Mietwohnungen entstanden, 2-4 Zimmer-Wohnungen mit bis zu 235 qm.


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520 Tiefgaragenplätze und eine eigene Carsharing-Flotte sorgen für Mobilität. WLAN-Hotspots im Außenbereich unterstützen bei der Kommunikation. Die Wärme- und Stromversorgung erfolgt dezentral über Blockheizkraftwerke. Die Gasag, die früher als Städtische Gaswerke auch das Gaswerk auf der gegenüberliegenden Seite der Forckenbeckstraße betrieben hat, ist jetzt als privatwirtschaftlicher Betrieb Energielieferant für die Maximilians-Neubauten: Die Blockheizkraftwerke werden mit Erdgas betrieben.

Mosse-Stift
Neben den Kleingärten an der Forckenbeckstraße breitet sich Richtung Mecklenburgische Straße bis zum Horizont eine Brache aus. Am Horizont sieht man die Überbauung der Schlangenbader Straße. Und man erkennt das Mosse-Stift, eine neobarocke Dreiflügelanlage mit überkuppeltem Mittelteil, die das Verlegerehepaar Emilie und Rudolf Mosse 1895 zwischen den Dörfern Wilmersdorf und Schmargendorf als "Mossesche Erziehungsanstalt für Knaben und Mädchen“ erbaut hat, ein Waisenhaus für etwa 100 Kinder. An der Mecklenburgischen Straße steht noch der angeknabberter Restbau einer Zigarettenfabrik mit beigegelber Fassade, davor nur Stoppelfeld, an dem nicht einmal Kaninchen ihre Freude haben.

Reemtsma-Zigarettenfabrik
Dieses Gebiet, das im Stadtplan mit "Wohnkompanie" bezeichnet wird, heißt auch Projekt "Go-West" und nimmt damit den Namen der Zigarettenmarke auf, die hier zuletzt produziert wurde. Jährlich haben 200 Mitarbeiter/innen hier 16 Milliarden Zigaretten hergestellt. Mit dem Rauchen haben die Menschen natürlich nicht gänzlich aufgehört, aber die Produktion ist nach Polen abgewandert. 1959 war der "Duft der großen, weiten Welt" (Peter Stuyvesant) nach Berlin gekommen, die Fabrik an der Mecklenburgischen Straße wurde auf ehemaligem Kleingartengelände errichtet. Es war die einzige größere Industrieanlage in Wilmersdorf.

Aus dem Familienunternehmen des ostfriesischen Kaufmanns Bernhard Reemtsma war mit dem Erwerb weiterer Zigarettenfabriken wie beispielsweise der Badischen Tabakmanufaktur (Roth-Händle, Reval) ein Konzern geworden. In Berlin waren es die Fabriken Manoli, Josetti an der Jannowitzbrücke ("Juno": "Aus gutem Grund ist Juno rund“) und Garbáty in Pankow ("Königin von Saba"). Auch beim Einkauf beherrschte Reemtsma den Markt, 1923 kaufte er die gesamte Ernte des in Bulgarien angebauten Orienttabaks auf, die Zigarettenmarke "Ernte 23" verherrlicht diesen Coup. Die mit Aroma getränkte Marke Atika wurde vermarktet mit: "Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben“.

Auf die filterlose Reval gab es ein Spottgedicht:

___Siehst du die Gräber dort im Tal?
___Das waren die Raucher von Reval.
___Und siehst du die Gräber an anderen Orten?
___Das waren die Raucher von anderen Sorten.
___Und siehst du die Gräber dort in der Ferne?
___Das waren welche, die rauchten so gerne.

Mit dem Verkauf der Firmenanteile von Jan Philipp Reemtsma an Tchibo 1980 endete der Einfluss der Familie auf das Unternehmen. 2002 kam es dann an den britischen Konzern Imperial Tobacco Group. 2012 verabschiedete sich schließlich die Zigarettenindustrie ganz aus Berlin.

Projekt "Go-West"
Die Stoppelfelder sollen zum Standort eines gigantischen Bauprojekts werden, größer als der Potsdamer Platz. Geplant sind ein zentraler Stadtplatz mit Theater, Kino, mehreren Restaurants, Cafés und kleinen Läden für den alltäglichen Bedarf, zwei Hotels der Zwei- und Vier-Sterne-Kategorie, ein Handwerkerhof für klassische Handwerksbetriebe und Manufakturen, ein Hochregallager mit großem Atrium und gläsernen Balkonen. Wohnungen sind ausdrücklich nicht vorgesehen - das Maximilians-Quartier ist benachbart - aber zwei Kitas. Der Auto- und Lieferverkehr für das Quartier soll unter der Erde verschwinden.

Auf den Dächern der Gebäude ist eine Gärtnerei geplant, die das Regenwasser nutzt. Das Wasser soll außerdem zur Kühlung der Gebäude im Sommer verwendet werden. Ob ausreichend Wasser fließt? Wie Brandenburg ist auch Berlin von Dürre bedroht, der Senat denkt darüber nach, den Wasserverbrauch der Haushalte in kritischen Phasen zu rationieren ("Wasser bewegt Berlin"). Und die Wasserbetriebe erheben seit Jahren Gebühren für Niederschlagswasser, das nicht versickert, sondern in die öffentliche Kanalisation eingeleitet wird. Zurückgehaltenes oder verwendetes Regenwasser ist davon bisher nicht betroffen.

Talgraben
Auch ein Flüsschen gibt es im Gebiet des ehemaligen Gaswerksgeländes. Der Talgraben verbindet seit 1926 den Fennsee im Stadtpark Wilmersdorf mit dem Hubertussee in der Villenkolonie Grunewald jenseits des Hohenzollerndamms. Beide Seen wurden künstlich angelegt, der Fennsee als Regenrückhaltebecken, der Hubertussee als malerische Note der Villenkolonie. Der Talgraben leitet das Oberflächenwasser aus dem Stadtgebiet ab. Er ist "verrohrt", hat eine Länge von knapp zwei Kilometer, das Rohr liegt unterirdisch in bis zu zwanzig Meter Tiefe und wird durch ein Pumpwerk gesteuert. Im Kartendienst Open-Street-Map ist der Talgraben eingezeichnet, er verläuft direkt unter dem Stadion Wilmersdorf.

Weinbau
Auch einen Weinberg gibt es auf dem Sportgelände, wenn auch einen bescheidenen mit anfangs 200 Rebstöcken. In der Nordkurve des Stadions angepflanzt, wird dort die "Wilmersdorfer Rheingauperle" geerntet, mit tätiger Unterstützung der Winzer aus dem Rheingau. Bis 1740 war Berlin Weinbaugebiet, dann war es mit dem Weinanbau vorbei. Die Weinqualität war mit der heutigen nicht vergleichbar, mancher wurde als "Fahnenwein" verspottet: Der war so sauer, "goss man ein Achtel Wein auf die Fahne, zog sich das ganze Regiment zusammen". Bescheidene Ansätze zu mehr oder weniger amateurhaftem Weinanbau gibt es jetzt wieder in mehreren Bezirken, deren Lagen sich dafür eignen. Eine Vermarktung scheitert schon an den geringen Mengen, aber auch daran, dass Berlin kein zugelassenes Weinbaugebiet ist.

Dass der Fehrbelliner Platz so viel Grün hat! In den Ausläufern des Preußenparks sitzen wir im Parkcafé unter Bäumen, der Mai machts möglich, und erfreuen uns an Kaffee und New Yorker Cheesecake. Nicht nur Deutschland kann Käsekuchen, in NY war in dem kleinen Restaurant Lindy's in den 1960er Jahren der Cheesecake ein Renner. Gut versorgt lassen wir unseren Stadtrundgang auf uns wirken.
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Unsere Route:
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Vom Reichsadler zum Bundesadler
Freiheit und Schmerz der Stadt