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Freiheit und Schmerz der Stadt


Stadtteil: Charlottenburg, Schöneberg
Bereich: Tauentzienstraße, Kurfürstendamm
Stadtplanaufruf: Berlin, Breitscheidplatz
Datum: 8. Juni 2022
Bericht Nr.:775

"Graffiti-Sprayer auf frischer Tat gestellt", meldet die Polizei gestern. Und: "Präsentation von Graffiti auf dem Kudamm" titelte RTL eine Woche vorher. Gegensätzlicher geht's nicht, man sieht, dass das Thema immer noch kontrovers diskutiert wird. Beides in demselben Berliner Bezirk, gefunden habe ich diese Nachrichten in einer Presseschau.

Wir sind heute den "guten" Sprayern auf der Spur, auf dem Kurfürstendamm und der Tauentzienstraße wird eine Geburtstagsparade der Graffiti veranstaltet. Seit 50 Jahren soll es diese Wandbemalungen geben, aus New York haben sie sich über viele Weltstädte ausgebreitet ("Von bemalten Zügen in New York zur globalen Bewegung").


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Leider ist diese Inszenierung banal, die Werke sind ziemlich fantasielos. Da U-Bahnzüge gern das Ziel vieler Sprayer sind, hat man für mehrere "Graffiti-Metropolen" typische U-Bahnwagen als Modell genommen. Auf dem Mittelstreifen beider Straßen hat man eckige Klötze aufgestellt, die als U-Bahnen bemalt und anschließend mit Graffiti besprüht wurden. "Auf U-Bahnen präsentieren einige der wichtigsten Graffiti-Künstler einen Querschnitt der facettenreichen Welt und Geschichte der Graffiti". In Presseveröffentlichungen wird das hochgejubelt zu "1,2 Kilometer Graffiti-Kunst". Macht es die schiere Länge der Strecke?

Man hat sich etwas gedacht dabei, diese Kunstmeile verbindet drei U-Bahnhöfe: Uhlandstraße, Kurfürstendamm, Wittenbergplatz. Am Ende der Strecke sind vor dem U-Bahneingang zwei bonbonfarbene Würfel miteinander verbunden. Das sollen Berlin und New York sein, man erkennt auf den Dächern ein Berliner Gasometer und einen New Yorker Wassertank.


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17 Stationen hat die Kunstmeile, wir konnten nicht alle sehen.

Der Schmerz der Stadt
Franz Hessel beschreibt die Stadt aus der Sicht des Flaneurs als Buch: Durch belebte Straßen zu gehen, ist eine Art Lektüre, die Stadt so zu erforschen ein besonderes Vergnügen. Doch dabei bleibt es nicht immer, unvermittelt kann man dem Schmerz der Stadt gegenüberstehen. Wir können unseren Rundgang an der Gedächtniskirche nicht fortsetzen, starke Polizeikräfte haben nach einer Amokfahrt in der Tauentzienstraße die Gegend im großen Bogen abgesperrt.

Tiefes Erschrecken, als wir den Grund hören. Den Schrecken und die Trauer, die dieser geistig gestörte Amokfahrer bei den Opfern, Angehörigen und Zeugen der Todesfahrt ausgelöst hat, können wir gar nicht ermessen. Eine Schulklasse auf der Abschlussfahrt ist betroffen, sie wollte hier feiern, jetzt ist mit dem Namen unserer Stadt ein Trauma verbunden.

Im Bereich der Gedächtniskirche sind in den letzten sechs Jahren bereits zweimal Autos als Mordwerkzeuge gegen andere Menschen eingesetzt worden. An der Tauentzienstraße hat 2016 ein Raser bei einem illegalen Autorennen ein kreuzendes Auto gerammt und den Fahrer umgebracht. Ende desselben Jahres fuhr ein Attentäter einen LKW in den Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche, tötete und verletzte Besucher des Weihnachtsmarktes. Danach wurden rund um den Platz martialische Rampen mit Pollern aufgebaut, um ähnliche Anschläge in Zukunft zu verhindern.

Die Rampen mit Pollern stehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der Amokfahrer konnte heute ungehindert in den breiten Bürgersteig der Tauentzienstraße einfahren. Man kann auch nicht alle gefährdeten Orte mit Pollern schützen, und deren ständiger Anblick würde das Unsicherheitsgefühl in der Stadt vergrößern. Oder? In New York haben wir gesehen, dass man aus Betonblöcken Straßenmöbel machen kann, vielleicht ein Ansatz, um Sicherheit und Lebensgefühl miteinander zu verbinden.


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Von der Bildfläche verschwunden
Starke Frauen und Automobile