Bezirke
  Straßenverzeichnis     Personen     Themen     Aktuell     Forum  
Charlottenburg-Wilmersdorf
Friedrichshain-Kreuzberg
Lichtenberg
Marzahn-Hellersdorf
Mitte
Neukölln
Pankow
Reinickendorf
Spandau
Steglitz-Zehlendorf
Tempelhof-Schöneberg
Treptow-Köpenick
Allgemein:
Startseite
Ich bin NEU hier
Hinweise
Kontakt
Impressum
Datenschutz
Links
SUCHEN
Sitemap

Nollen-Dorfplatz


Stadtteil: Schöneberg
Stadtplanaufruf: Berlin, Nollendorfplatz
Datum: 16. Januar 2006

Verlässt man den U-Bahnhof und Hochbahnhof Nollendorfplatz Richtung Süden, dann ist man mittendrin in einem exzentrischen Revier, das von der schwul-lesbischen Szene beherrscht wird. Die Motzstaße war bereits in den 1920er Jahren als lasterhafte Meile bekannt, das Musical "Cabaret" gibt ihr Lebensgefühl authentisch wieder. Aber auch die bürgerliche Welt ist hier zu Hause, wie Häuser und Wohnungen des gehobenen Bürgertums beim Rundgang eindrucksvoll zeigen. Am Nollendorfplatz ist im ehemaliigen Theaterbau Metropol der Goya-Club eingerichtet worden für Menschen, die dazugehören oder dazugehören wollen.

Nollendorf
Der Name Nollendorf verweist auf ein Dorf in Böhmen, in dem 1813 während der Befreiungskriege Napoleons Armee von den vereinigten Truppen von Österreich, Preußen und Russland geschlagen wurde. Die Stadt Berlin hat gern Straßen nach Orten benannt, in denen Preußen die Franzosen geschlagen hat, sei es in den Befreiungskriegen oder im Krieg von 1870/71. Alle Länder der Allianz haben mit Denkmalen an den Sieg von Nollendorf erinnert: Preußen mit einem Schinkel-Denkmal in Böhmen, dort stehen auch das russische und das österreichische Siegesdenkmal. Hundert Jahre später folgte 1913 ein Jubiläumsdenkmal und ein schlichter Obelisk der Franzosen.

U-Bahn und Hochbahn
Dörfliches Leben erwartet einen nicht, wenn man den Nollen-dorfplatz betritt, sondern großstädtisches Flair. Der Hochbahnhof erinnert mit seiner modernen, nur in den Proportionen angedeuteten Kuppel an den ursprünglichen prächtigen Kuppelbau der Architekten Cremer und Wolffenstein, der im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde.

Wobei die moderne Kuppel heute einen Kontrast zur faden obersten Bahnebene bildet, der Hochbahn mit dem schmalen Bahnsteig, der verschmiert-klebrig wirkt und nicht zum Aufenthalt einlädt. Erst die nächsten beiden U-Bahn-Ebenen haben bessere Zeiten gesehen und folgen mit ihrem Lichtband an der Decke und der "Zurücktreten"-Linie auf dem Perron der Krümmung der Gleise, erzeugen so auch beim bloßen Ansehen eine Bewegung, die der ausfahrende U-Bahnzug dann später in der Dunkelheit fortsetzt.

Bleistift
Draußen vor dem Bahnhof steht ein Bleistift, der uns als Kunstwerk etwas ratlos macht. Soll hiermit vielleicht auf die knappen Mittel in dieser Stadt oder speziell bei den Verkehrsbetrieben hingewiesen werden? Sollte der umtriebige Finanzsenator Sarrazin, der sich sonst gern mit überdimensionalen leeren Händen ablichten lässt, hier eine dauerhafte Warnung installiert haben? Von gegenüber scheint das Goya herüber, das nicht mit dem spitzen Bleistift, sondern den Insignien des Überflusses verwirklicht wurde, ihm kann das angespitzte Holz wohl kaum gelten. Tatsächlich steht der Stift in Regenbogenfarben mit rosa Spitze - wie naheliegend - als Zeichen für die "Vielfalt gleichgeschlechtlichen Lebens " hier im Kiez.

In der Motzstraße kann Mann alles aus Lack und Leder für die Lust kaufen, auch die Fleischerschürze und den fahrbaren Tisch aus der Pathologie. Kam nicht das Opfer des "Kannibalen von Rothenburg" aus Berlin?

In der Eisenacher Straße gibt es den Laden "Die Stimme seines Herrn", hier wird an das gute alte Grammophon erinnert. Der Name und das dazugehörige Logo gehen auf einen französischen Maler zurück, der seinen Hund beim Lauschen eines Edison-Phonographen porträtiert hatte.

Und unser Flaniermahl? Heute essen wir Indisch.

---------------------------------------------------------
(1) Mehr über den Nollendorfplatz: Nollendorfplatz
(2) Mehr über die Motzstraße: Motzstraße


Berliner Berge
LOT - Landet ooch in Tempelhof