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Rote Insel


Stadtteil: Schöneberg
Stadtplanaufruf: Berlin, General-Pape-Straße
Datum: 27. März 2006

Madagaskar, Australien oder eine Insel in Kroatien, dem Reisenden werden im Internet beim googeln mehrere Ziele als "rote Insel" angeboten. Für den Flaneur ist die Rote Insel zu Fuß erreichbar, sie liegt in Schöneberg. Von drei S-Bahnlinien wird sie eingerahmt (Bahnhöfe Schöneberg, Papestr., Yorckstr.). Über 4 Brücken ist sie zu erreichen (Julius-Leber-Brücke, Langenscheidt-Brücke, Monumenten- und Kolonnenbrücke). Früher hatte sie einen eigenen Bahnhof, der zuletzt Colonnenstraße hieß und den zweiten Weltkrieg nicht überstanden hat (--> 1).

Rot ist die Insel schon deshalb, weil der große Anteil der Arbeiterbevölkerung "rot" wählte. Oder rot soll sie genannt worden sein, weil der Bierverleger Bäcker 1878 die schwarz-weiß-roten Fahnen zur Feier Kaiser Wilhelms I leid war und eine rote Fahne aus dem Fenster der heutigen Leberstraße hisste. Eine Unbedachtheit, die ihn die Heimat kostete - man vertrieb ihn aus der Stadt.

Marlene Dietrich und Hildegard Knef wurden in diesem Kiez geboren. Mietskasernen gab es hier nicht, weil die kleinen Grundstücke nicht viele Seitengebäude und Hinterhäuser zuließen. Heute sind noch viele der 1882 bis 1918 errichteten Bauten mit schmuckvollen Fassaden erhalten. Hätte man im Dritten Reich an der Welthauptstadt Germania weiter gebaut, die Rote Insel wäre das erste Opfer gewesen. Ein 18 m hoher Schwerbelastungskörper aus Beton wurde von Speer an der General-Pape-Straße südlich der Insel probeweise errichtet, um die Belastungsfähigkeit des Bodens mit Großbauten zu erkunden (--> 2).

Die Insel wird geprägt von dem Gasometer, das als Vorratsbehälter für Stadtgas bis 1995 in Betrieb war. Das Führungsgerüst ist 80 m hoch, in ihm bewegt sich der eigentliche Gasbehälter aus genieteten Blechplatten, dessen vier Hübe sich je nach Füllungsgrad teleskopartig zusammenschieben bzw. auseinanderziehen. Die Befürchtungen, ein Unfall könne einen Super-Gau erzeugen, erfüllten sich gottlob nicht. Heute soll hier ein Veranstaltungsort entstehen. Geben wir noch Günther Grass das Wort zum Thema "Der Gasbehälter" (Gesammelte Gedichte, 1971):

___In unserer Vorstadt
___sitzt eine Kröte auf dem Gasometer
___sie atmet ein und aus
___damit wir kochen können.

Na ja, es gibt kreativere Texte, dies könnte im Küchenberatungsladen der Gasag geschrieben worden sein ("damit wir kochen können"), aber jeder hat mal klein angefangen.

Die einzige Grünfläche außer einem Friedhof ist der Cheruskerpark zu Füßen des Gasometers, der gerade wieder hergerichtet wird.

Und wo essen wir? Im Bistro an der Ecke Goten- und Cheruskerstraße, ausgestattet mit Marlene-Dietrich-Bildern, das Essen ist ganz passabel.

Eine Leserin dieser Mail hat früher in der Gotenstraße gewohnt und ist dann "ausgewandert" in die Schweiz. Hallo Ariane, dies ist ein Gruß aus der Heimat.

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mehr über die Rote Insel: Rote Insel
(1) Der Bahnhof Papestraße ist inzwischen durch den Bahnhof Südkreuz abgelöst worden und der Bahnhof an der Kolonnenstraße soll jetzt wieder neu erstehen.
(2) Mehr über den Schwerbelastungskörper: Ein Bauverlangen ohnegleichen





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Sozialpalast --> siehe auch Bausünde
Stairs turning on demand