Bezirke
  Straßenverzeichnis     Personen     Themen     Aktuell     Forum  
Charlottenburg-Wilmersdorf
Friedrichshain-Kreuzberg
Lichtenberg
Marzahn-Hellersdorf
Mitte
Neukölln
Pankow
Pankow, Weißensee
Prenzlauer Berg
Reinickendorf
Spandau
Steglitz-Zehlendorf
Tempelhof-Schöneberg
Treptow-Köpenick
Allgemein:
Startseite
Ich bin NEU hier
Hinweise
Kontakt
Impressum
Datenschutz
Links
SUCHEN
Sitemap

Gurke und Sichel


Stadtteil: Pankow
Bereich: Blankenfelde
Stadtplanaufruf: Berlin, Gurkensteig
Datum: 14. März 2011

Das Dorf Blankenfelde gibt es im Berliner Raum doppelt: Einmal im Süden außerhalb der Stadt zwischen Lichtenrade und dem Berliner Ring. Und - unser heutiges Ziel - innerhalb des Stadtgebiets an der nördlichen Stadtgrenze als Ortsteil des Bezirks Pankow.

Die Grenze zwischen Berlin und dem nördlich angrenzenden Landkreis Oberhavel verläuft streckenweise ohne Rücksicht auf räumliche Zusammenhänge. Besonders sichtbar ist dies in Berlin-Frohnau und der gegenüberliegenden Gemeinde Glienicke-Nordbahn, die räumlich intensiv miteinander verwoben sind. Die Grenze über die nach Norden führende Bundesstraße springt hin und her, so entstand der "Entenschnabel" als kurioser Grenzverlauf, man verlässt Berlin und erreicht es nach einem Kilometer wieder, um es nach weiteren vier Kilometern endgültig zu verlassen (--> 1). Trotzdem hat Glienicke-Nordbahn nach der Wende dem Werben Berlins widerstanden und blieb eine selbstständige Gemeine in Brandenburg, der merkwürdige Grenzverlauf existiert weiterhin. Die BVG-Linie 107 Richtung Rosenthal fährt von Frohnau in den Landkreis Oberhavel ein, berührt nach Glienicke-Nordbahn das Dorf Schildow (Oberhavel), passiert wieder die Berliner Stadtgrenze und fährt am Gurkensteig in Berlin-Blankenfelde vor.

1934 wurden die Straßen in der Stadtrandsiedlung Blankenfelde nach Gurke, Kartoffel, Sonnenblume aber auch nach Forke und Sichel benannt. Nein, Hammer und Sichel gibt es hier nicht in den Straßennamen der Siedlung, nur in Zehlendorf existiert eine Hammerstraße, die aber 1926 nach einem verdienten Lokalpolitiker benannt wurde und nicht nach dem Werkzeug.

Die Stadtrandsiedlung ist keine einheitliche Siedlung, sondern eine Ansammlung von niedrigen Häusern in ländlicher Umgebung. Ein Stück weiter nordöstlich liegen die Arkenberge, "Berlins riesiger Mülleimer" (Berliner Zeitung) mit einer Mülldeponie, die zum Landschaftspark umgestaltet wird. Die historischen Arkenberge sind mit ihren Kiesvorkommen für den Bau des Autobahnzubringers zum Berliner Ring abgetragen worden, dort ist heute ein Badesee. Die Deponie Arkenberge ist als künstliche Erhebung mit 94 Meter Höhe neu entstanden. Nicht weit hiervon liegt das Tegeler Fließ, das hier gleichzeitig die Grenze bildet zu Brandenburg.

Von der Stadtrandsiedlung zum alten Dorfkern kann man über Waldwege zum Schwarzwasser laufen, einem Tümpel, der aus der Zeit übrig geblieben ist, als Berliner Abwässer auf Rieselfeldern zwischen Blankenfelde und Rosenthal entsorgt wurden.

Das Dorf Blankenfelde besteht bereits seit dem 13.Jahrhundert, es ist heute das am dünnsten besiedelte Dorf Berlins. Wie schreibt ein Makler so schön: "Wer sich für ein Leben in Blankenfelde entscheidet, tut dies im Bewusstsein, fortan entfernt vom großstädtischen Trubel zu wohnen". Der seit 1901 vorhandene Bahnhof an der Heidekrautbahn ist still gelegt, das Bahnhofsgebäude wurde in ein Wohnidyll verwandelt. Im 15.Jahrhundert entstand ein Rittersitz (von Barfuß), aus dem das Stadtgut Blankenfelde hervorgegangen ist. Heute bemüht sich ein "gemeinnütziges Natur-, Kultur-, Lebens- und Arbeitsprojekt", dem denkmalgeschützten Gut neues Leben einzuhauchen. Mehrere Landarbeiter"kasernen" stehen an der Hauptstraße, Häuser gleichen Typs hatten wir vor wenigen Wochen an der Alten Hellersdorfer Straße gesehen (--> 2).

Jenseits der Stadtgrenze von Blankenfelde unterhielt die DDR in Röntgental ein "Aufnahmeheim für Zuwanderer und Rückkehrer". Wer in West-Berliner Zeiten ein positives Wort über die DDR sagte, erhielt meist spontan die Aufforderung "Geh' doch rüber!". Die Menschen, die es wirklich taten, wurden keineswegs mit offenen Armen empfangen. Getrieben von der Furcht, es könnten West-Agenten eingeschleust werden, ließ die Stasi die Ankömmlinge ein alptraumartiges Aufnahmeritual durchlaufen. Reumütige Rückkehrer wurden gedemütigt, auch Familienzusammenführung wurde argwöhnisch hinterfragt. Es gab Selbstmorde und Sebstmordversuche, weil Menschen die einschüchternden Verhöre, das wochenlange haftähnliche Eingesperrtsein und die Kontaktsperre nicht aushielten.

In allen Beschreibungen von Blankenfelde wird hervorgehoben, dass das Dorf vollständig von Feldern umgeben ist. Von 20 grünen Hauptwegen, die in Berlin ausgeschildert sind, führt der Barnimer Dörferweg in Wald und Feld um die Besiedlung von Blankenfelde herum, man ist aber nur wenige Schritte vom Schwarzwasser und vom Dorfkern entfernt. Wir verlassen das Dorf nicht zu Fuß, sondern mit dem Bus, der uns zum S- und U-Bahnhof Pankow bringt.

----------------------------
(1) "Entenschnabel": Die steuerfreie Stadt
(2) Landarbeiterhäuser Alte Hellersdorfer Straße: Das größte Gemälde der Welt

--------------------------------------------------------------
Unsere Route:
--------------------------------------------------------------

zum Vergrößern ANKLICKEN



Geklaute Kirschen
Prozession zu den Hugenotten