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Kirschblüten und Weiße Maulbeerbäume


Stadtteil: Neukölln
Bereich: Britz
Stadtplanaufruf: Berlin, Alt-Britz
Datum: 18. April 2011

Dass die Hufeisensiedlung von Bruno Taut auf ehemaligem Britzer Gutsgelände steht, hatten wir schon mitbekommen (--> 1), den Besuch des Ritterguts holen wir heute nach. Der Weg führt uns am Fennpfuhl entlang. Ein flaches eiszeitliches Gewässer gleichen Namens gibt es in Lichtenberg, dort trägt auch der dicht besiedelte Ortsteil am Fennpfuhl diesen Namen.

Die Britzer Dorfkirche aus dem 13.Jahrhundert mit dem quadratischen Altarraum (Chorquadratkirche) wurde aus Feldsteinen erbaut, die zeitweise (im Barock) verputzt waren, heute aber wieder sichtbar sind. Mehrere Um- und Anbauten gaben der Kirche die charakteristische lang gestreckte Form.

Auch die Geschichte des Ritterguts der Britzkes geht bis ins 13.Jahrhundert zurück. Nach mehreren Adligen wurden schließlich auch Bürgerliche zu Rittergutsbesitzern, so die Familie des hugenottischen Seidenhändlers Jouanne, deren Gräber an der Dorfkirche erhalten sind. Das Gutshaus bestand zuerst aus Fachwerk, der heutige Bau hat Bestandteile aus verschiedenen Epochen, die im Villenstil komplettiert und mit einem Turm versehen wurden.

Im Gutspark informiert eine Infotafel über die Seidenraupenzucht, die Friedrich dem Großen am Herzen lag und die er engagiert - aber letztlich erfolglos - subventionierte. "Ewald Friedrich Graf von Hertzberg (1725-1795), Minister am Hofe Friedrichs des Großen, übernahm 1753 die wirtschaftliche Führung von Gut Britz und reformierte die landwirtschaftliche Ertragsarbeit auf dem Gutshof beträchtlich und vielseitig. Um 1765 führte auch er den Landseidenbau in Britz ein. Er ließ mehr als 1.000 Weiße Maulbeerbäume pflanzen Die Betreuung der Seidenraupen war eine Zuverdienstmöglichkeit für viele arme Familien auch in Zeiten, in denen im Landbau wenig Arbeit zu erhalten war. Sie wurden mit Unterstützung des Förderprogrammes Friedrichs des Großen in der Kunst der Seidenraupenzucht unterwiesen. Fleißige Seidenbauern belohnte Graf von Hertzberg mit Prämien und (1783-1793) einer Gedenkmünze in Gold oder Silber (gestaltet von Bernhard Rode und Johann Wilhelm Meil, gestempelt von Abraham Abramson)." (--> 2)

An der Parchimer Allee vor dem Britzer Gutspark ist seit 1954 im April ein Berliner Volksfest zu Gange, die Britzer Baumblüte, Rummel mit Höhenfeuerwerk und Ostereierbemalen inklusive. Auf dem Stralauer Fischzug muss es damals heftiger zugegangen sein, wegen wüster Saufgelage und Raufereien wurde das dortige Fest 1873 von der Polizei verboten (--> 3). Solche Ausschweifungen gibt es heute nicht mehr, ein Volksfest ist mehr ein Familienfest, für wüstes Treiben ist kein Raum, der Job wartet am nächsten Morgen.

Draußen vor der Britzer Dorfkirmes steht der größte Osterhase der Welt, mit seinen 8,50 Metern blickt er in die Onkel-Bräsig-Straße, in der die blühenden Kirschbäume Bruno Tauts farbige Hausfassaden noch mehr zum Leuchten bringen.

Hat man nur einen Schutzengel, wenn man gläubig ist? "Welchen Namen hat mein Schutzengel, ich möchte ihn nicht nur mit 'bitte lieber Engel' ansprechen" - eine Frage aus dem Internet). Ist ein Schutzengel für mehrere Menschen verantwortlich, oder hat man seinen ganz persönlichen Begleiter? Gibt es eine Engelshierarchie (himmlische Berater/himmlische Verwalter/himmlische Boten)? Werden Schutzengel nur von sich aus tätig oder auch auf Bitten? Kann man seinen Schutzengel verärgern? Diese Fragen stelle ich mir angesichts des unscheinbaren Gotteshauses in Alt-Britz, das als Bau der Nachkriegsmoderne (1961) den Namen "Schutzengelkirche" trägt, aber vom Erzbistum Berlin aus Finanznot verkauft werden sollte.

Am Britzer Damm nahe dem Tempelhofer Weg finden wir einen Italiener, der seine Speisen schon seit sechs Jahren zum halben Preis anbietet. Ist es dann noch der halbe Preis oder ein Kunstgriff, um Aufmerksamkeit zu erzielen? Mir wird jedenfalls auf Nachfrage versichert, dass es sich um echte Speisen handelt, an der von mir misstrauisch beäugten Lasagne kann ich äußerlich nichts Gegenteiliges entdecken.

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(1) Unser Besuch in der Hufeisensiedlung: Rote Häuserfront im Gutshof Britz
(2) Hinweise auf die Seidenproduktion im Berliner Stadtgebiet: Seidenproduktion
(3) Die Ballade vom Stralauer Fischzug, ein Spottgedicht über die Besucher des Festes, ist auszugsweise hier zitiert: Ein Mops namens Rolex


Schmerz für Minuten - Sieg für Jahre
Brüllender Löwe auf dem Dach