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Gestell für Flaschen


Stadtteil: Charlottenburg
Bereich: Olympiastadion
Stadtplanaufruf: Berlin, Jesse Owens Alle
Datum: 23. August 2004

Architektur ist immer wieder ein spannendes Thema. Heute sind wir auf den Spuren von Le Corbusier unterwegs. Es sind also nicht die Olympischen Spiele in Athen, die uns zum Berliner Olympiastadion ziehen. Hier gibt es nicht viel zu sehen, auch keinen Blick auf die neue Überdachung der Ränge. Nach der festlichen Einweihung wurde das Stadion wieder zur verschlossenen Großbaustelle, es muss erst zu Ende gebaut werden, eingeweiht wurde ein gut getarnter Torso.

Unterhalb des Stadions, an der Reichssportfeldtraße, die jetzt Jesse Owens Alle heißt nach dem mehrmaligen Olympiasieger von 1936, gibt es den S-Bahnhof Olympiastadion und direkt dahinter steht, in viel Grün eingebettet, das 53 m hohe Corbusierhaus, gut doppelt so hoch wie ein Altberliner Mietshaus. Der Schweizer Architekt wurde 1957 zur ersten Berliner Nachkriegs-Bauausstellung eingeladen und entschied sich nicht für den Tiergarten, sondern für den "Olympischen Hügel" in Charlottenburg. Sein Haus aus Betonfertigteilen besteht aus quadratischen Grundelementen, in die 530 Wohnungen von 34 bis 170 Quadratmetern Wohnfläche eingefügt sind. 29 Würfel in der Hausbreite von 141 Metern, jeweils 8 Würfel übereinander geschichtet. In einem Würfel passen jeweils 2 Etagen übereinander, so dass die größeren Wohnungen wie Maisonetten über 2 Etagen gehen. In der Mitte des Hauses gibt es jeweils Gänge von 130 m Länge, von denen die Wohnungstüren abgehen. Das wirkt nicht heimelig, erinnert an Bürofluchten und steht in starkem Gegensatz zu dem Charme der Wohnungen, die mit ihren Innenverbindungstreppen zwischen den Etagen und den Ausblicken nach Osten Richtung Funkturm und Berlins Mitte oder nach Westen zur Havel und nach Spandau einen besonderen Wohnwert haben. Zwischen "innen" und "außen" gibt es hier einen nicht lösbaren Gegensatz.

Der Architekt Le Corbusier wollte keine Anhäufung von Wohnzellen, sondern eine umfangreiche Infrastruktur mit Einkaufsstraße, Kindergarten, Sportsaal, Theater errichten. Heute gibt es dort lediglich einen Kiosk, das Postamt hat wieder zugemacht, andere Einrichtungen sind gar nicht erst entstanden.

Das Haus wurde im Sozialen Wohnungsbau errichtet. Manche Idee von Le Corbusier konnte dadurch nicht verwirklicht werden. Zu den positiven Veränderungen gehörte eine Raumhöhe von 2,50 m anstelle der von Corbusier geplanten 2,26 m. Begrenzend wirkte das Förderprogramm auf Ideen zur Infrastruktur, wie z.B. das Heizhaus, das nach außen unsichtbar platziert werden sollte. Der Meister hatte sich zwischendurch voller Zorn von dem "Gestell für Flaschen" distanziert, zu dem der Bau nach seiner Befürchtung verkommen war, reichte dann aber in der Kudamm-Bar "Old fashioned" seine Hand zur Versöhnung (www.berliner-corbusierhaus.de).

Wir fahren mit dem Fahrstuhl in den 10.Stock hoch und laufen über die Osttreppe und Westtreppe 2 Etagen tiefer. Auf der Westseite bietet das Maifeld in der untergehenden Sonne einen herrlichen Blick.

1979 hat der Makler Bendzko das Haus gekauft und in Eigentumswohnungen aufgeteilt. Sein Name hatte damals keinen guten Klang, er stand für Spekulation mit Wohnungen und Grundstücken. Über die Jahre hat sich die Einschätzung geändert, viele andere Häuser wurden in Eigentumswohnungen aufgeteilt. Die Eigentümergemeinschaft befindet sich zur Zeit in einer der periodisch auftretenden Großreparaturphasen, immer wieder müssen Versorgungs- und Entsorgungsanschlüsse an die gegenwärtige Technik angepasst werden, und das ist nur mit Sonderumlagen unter den Eigentümern möglich. Einen sozialer Zusammenhang der Mieter kann man aus Aushang mit der Einladung zum "Herbstfest auf der Spielplatzlichtung" entnehmen.

Hinter dem Corbusierhaus liegt der Friedhof Heerstraße, der sich in Terrassen um den Sausuhlensee gruppiert. Der Name Sausuhle hat seine Berechtigung: Hinweise am Eingang mahnen, die Türen hinter sich zu schließen, um Wildschweine vom Friedhof fern zu halten.

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Vom Olympiastadion Richtung Heerstraße ging unser Spaziergang im Mai 2014:
Ein waschechter Berliner Schotte

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Spreestadt
Bewegung aus dem fahrenden Auto heraus