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Stadtteil: Charlottenburg Bereich: Spreestadt Stadtplanaufruf: Berlin, Salzufer Datum: 6. Februar 2006
In St. Exuperys "Kleinem Prinzen" gibt es eine Zeichnung, die ein Erwachsener für einen Hut halten würde, in Wirklichkeit handelt es sich natürlich um eine Schlange, die gerade einen Elefanten verspeist. Wer von dieser Zeichnung die Rundung oben und die gerade Linie unten vor Augen hat, weiß, wie die Spreestadt zwischen der sich schlängelnden Spree (oben) und dem Landwehrkanal (unten) eingezwängt ist. Wir sind heute zwischen Str. des 17.Juni, Bachstraße und Franklinstraße unterwegs.
Dieses Quartier war einstmals Kohleplatz und Salzhafen (daher das "Salzufer"), Die industrielle Vergangenheit wurde geprägt durch die Porzellanmanufaktur, Osram (Glühlampenwerk), Siemens und Mercedes, Jetzt ist hier nach Jahrzehnten der Einöde ein kleines Silicon-Valley von Berlin entstanden: Ingenieur- und Informatikunternehmen im Umfeld der Technischen Universität, die Fraunhofer-Gesellschaft, das IT-Unternehmen Teles, Auto- und Verkehrsforschung arbeiten hier. Die Forschungsgesellschaft HIER betreibt in diesem Bereich einen Prüfstand für Abgasmessungen, weil die Luft hier in Berlin am saubersten ist. Wo es so sauber ist, da fühlen sich auch Ärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung wohl. In einem Gebäude können wir hinter Schaufensterscheiben Harley-Davidsons aller Couleur bestaunen. Viele eingeschneite Mercedes-Neuwagen (es hat gerade mit Beginn unseres Rundgangs wieder Schneefall eingesetzt) warten vor einem anderen Haus auf einen Käufer.
250.000 qm ist die Fläche groß, da passt die große Baugrube vom Potsdamer Platz drei Mal 'rein. Das Quartier versteht sich als städtebaulicher Gegenpol "West" zu dem Medienstandort "Ost" an der Oberbaumbrücke.
Zu den Bildern: Im Haus der Kassenärztlichen Vereinigung finden sich viele Patienten-Anschauungsobjekte, unbekleidet und in unterschiedlichen Posen dem wissenden Blick des Arztes ausgesetzt. Stünden diese Objekte in einem anderen Gebäude, würde man sie einfach nur als Skulpturen bezeichnen, aber hier? - Natürlich hat die Porzellanmanufaktur auch einen Showroom, in den wir hineinschauen.
Ein passendes Restaurant finden wir hier nicht (vielleicht weil der Schnee uns zu sehr in die Augen treibt und die Krempe vom Hut des zweiten Flaneurs sich unter der Schneelast nach unten neigt), deshalb entdecken wir bei der Rückfahrt die "Giraffe" im Tiergarten neu. Der Rotwein kommt aus der Essigflasche und wird gleich zurückgegeben, das Essen ist genießbar, insgesamt lädt die Qualität hier nicht zum Wiederkommen ein, auch wenn zwei junge Frauen uns freundlich und zuvorkommend bedienen.
----------------------------------------- mehr zur Spreestadt: Spreestadt
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