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Solange es diese Zoogegend noch gibt


Stadtteil: Charlottenburg
Stadtplanaufruf: Berlin, Hardenbergplatz
Datum: 6. Februar 2007

Wir sind in der Umgebung des Zoos unterwegs und wollen uns die Umgegend ansehen, solange es sie noch (so) gibt. Berlin-Historiker behaupten manchmal, die Stadt wäre bis heute wie schon in früheren Jahrhunderten durch Ausschachten, Aufbauen, Abreißen und Zuschütten in einem stetigen Wandel, sie entledige sich sozusagen ständig ihrer eigenen Vergangenheit. Ein Beispiel hierzu aus meiner eigenen Anschauung in meiner Jugend war das MGM-Kino, nach dessen Neubau der Theaterkritiker Friedrich Luft nicht von dem Film, sondern von der Beinfreiheit schwärmte - am Kudamm Ecke Bleibtreu steht längst an dessen Stelle ein Büro- und Wohnhaus, die mittlere Verfallzeit des Baus ist vielleicht auch schon überschritten.

Der Zoo-Palast (Kino) soll in kleinere Kinos umgebaut und mit einer Einkaufspassage versehen werden. Der Charlottenburger Baustadtrat wünscht sich neben dem Zoo-Palast einen direkten Zugang zum Zoo Das rechts angrenzende Bikini-Hochhaus ist inzwischen, wenn man im Bild bleiben will, zum "Einteiler-Hochhaus" geworden, so wie eine Frau, die in die Jahre kommt und auf sich hält, den Bikini im Schrank lässt und mit einem einteiligen Badeanzug ins Wasser geht. Die früher nicht ausgefüllten Etagen des Gebäudes sind längst baulich geschlossen worden, trotzdem soll jetzt noch einmal umgebaut werden.

Das Schimmelpfeng-Haus, das mit seinen 9 Geschossen seit 1960 die Kantstraße überbrückt, soll abgerissen werden, um die Sichtachse zur Gedächtniskirche wieder freizulegen. Und das, obwohl das angrenzende "Zoofenster" schon lange eine Baugrube ist, von der mit großformatigen Bildern auf der Umzäunung abgelenkt wird. Für den Abriss des Schimmelpfenghauses war auch der Denkmalschutz kein Hindernis, denn wir Berliner sind wieder beim Ausschachten, Aufbauen, Abreißen und Zuschütten (siehe oben). Der Nachfolgebau soll 119 m hoch werden und ein Hotel enthalten. Der im Anhang abgebildete Entwurf stammt von angehenden TU-Architekten, wie klein doch die Gedächtniskirche darauf wirkt. Ob die City West jetzt "in der Warteschleife" hängt (Berliner Zeitung) oder "zu neuer Form aufläuft" (Tagesspiegel) wird sich zeigen.

Die Fasanenstraße jedenfalls scheint es wieder geschafft zu haben. Das exklusive Einkaufsparadies zwischen Kudamm und Lietzenburger hatte nach dem ersten Höhenflug viele Läden verloren, die Mietpreise von 90 Euro pro qm waren auf Dauer unrealistisch hoch. Mit einem neuen Vermarktungskonzept (der "Fasan" für das Hochwertige, Exklusive, für das Spezielle aber nicht Elitäre) wurde auf eine neue Käuferschicht abgezielt, die Promis, Künstler, Tänzer, Kulturinteressierten. Das alte Grisebach-Ensemble (Wintergarten-Ensemble, Käthe-Kollwitz-Museum) ist immer der ruhende Pol inmitten dieses Aufs und Abs der Läden geblieben.

Das Amerikahaus ist heute unser letztes Ziel. 1957 von Bruno Grimmek erbaut, hat es als Symbol die für Berlin lebensrettende Schutzmacht USA ebenso repräsentiert wie die in Vietnam einen schmutzigen Krieg führenden USA. Demonstrationen und Straßenschlachten vor dem Haus gehören der Vergangenheit an. Im Innern des Hauses war ein Informationszentrum mit Bibliothek untergebracht. Der Zufall will es, dass uns heute einen Mitgestalter des Baus begleitet: Klaus Grimmek, der Sohn des Architekten, der als Meisterschüler das Fassadenmosaik entwarf.

Der Bau Amerikahaus gehört dem Land Berlin, nach dem Auszug der Amerikaner sucht man ein Nutzungskonzept, das der Geschichte des Hauses ebenso gerecht wird wie der klammen Berliner Kasse. Westberlin-Museum, Alliierten-Museum, Freiheitskampf-Erinnerungsstätte, mal sehen was draus wird.

Am Savignyplatz essen wir griechisch im ehemaligen "Shell". Das Essen ist gut, die dralle Griechin, die uns bedient, Mittfünfzigerin im Minirock und die auf dem Tisch aufgebauten umfangreichen Keramikutensilien lassen uns aber eher vermuten, dass hier bald eine neue Bewirtschaftung tätig sein wird.

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Im Dezember 2016 hatte sich das Zooviertel heftig verändert:
Coole Stadt für Investoren

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Aufgesperrtes Maul
300 Jahre Charlottenburg