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Schaufensterbummel in Neukölln


Stadtteil: Neukölln
Stadtplanaufruf: Berlin, Karl-Marx-Straße
Datum: 10. Januar 2005

Der erste Spaziergang im neuen Jahr führt wieder zu einem Ziel, wo in der dunklen Jahreszeit Lichter sind, diesmal zur Karl-Marx-Straße in Neukölln, dem Einkaufszentrum um das Rathaus herum.

Es ist kein Ziel für Flaneure, eher eine Straße der Bedarfsdeckung. Hier ist nicht Design gefragt, sondern das einfache Angebot und dazu ein flacher Preis (niedrig ist schon eine Stufe zu hoch). Das Klientel ist Multikulti, und seit der Neuköllner Bürgermeister die ehrliche Diskussion darüber eröffnet hat, fragt man sich, ob es Miteinander oder Ohneeinander für die verschiedenen Volksgruppen bedeutet. Viele Schwarze wohnen in Neukölln, auf der abendlichen Straße sehen wir überwiegend Türken und in den Geschäften die türkische Brautmode, das Kleid für 240 Euro. Auch skurrile Situationen sind zu sehen: vier Halbwüchsige, zwei Türken zwei Deutsche als Gruppe unterwegs, der eine junge Deutsche zieht einen Marktroller hinter sich her, mit dem sonst Rentner ihre Einkäufe nach Hause bringen. Wie mag man ihn dazu gebracht haben, seine Abscheu gegen die Berührung eines solchen Gefährts zu überwinden ?

Ob die Neukölln-Arkaden sich von dem übrigen Angebot in der Karl-Marx-Straße wesentlich abheben, kann ich nicht sagen, wie haben nur von draußen die Aufmerksamkeit durch die Lichter wahrgenommen. Im vergitterten Schaufenster eines Maniküre-Ladens sitzt eine hölzerne Schönheit auf einem roten Herzen. Was verbindet sie mit Maniküre? Warum vergittert ? Eine Frage, die sich bei dem Scherengitter vor dem nahegelegenen Waffengeschäft ("Eintritt nur für Personen über 18 Jahre") nicht stellt. "Nettes Haus sucht nette Mieter" steht an einem anderen Haus. Etwas weiter ein Sanitätsgeschäft mit einem gestählten Body als Schaufensterpuppe, ein Verband schlingt sich um seinen Bauch und einen Arm. So ist der Sport, er formt den Körper und nimmt ihm gleichzeitig seine Gesundheit.

Der Leerstand von Läden ist zunehmend ein Thema in Berlin. In ihrem Buch "Time Out" haben zwei Architekten mehr als 500 Innenansichten von leerstehenden Läden veröffentlicht. Das Buch stellt keine Verbindung nach außen her, die Straße, das Schaufenster sind im Rücken des Betrachters. Damit sind die Fotos von Aufnahmen aus dem Filmstudio Babelsberg nicht zu unterscheiden. Ich beginne, mich zu interessieren, wie leere Läden von außen aussehen, wie von der Straße das Inhaltslose wahrgenommen wird, und beginne zu fotografieren.

Ich erinnere mich, mein Sohn kam als 17jähriger Austauschschüler mit einem dort erworbenen Führerschein aus Amerika zurück, und ich wollte einmal als Beifahrer mitgefahren sein, bevor ich ihm mein Auto anvertraue. Vom Olympiastadion bis nach Rudow sind wir gefahren, und wie von mir bestellt (aber tatsächlich natürlich zufällig) waren hier und dort ein Hindernis auf dem Weg aufgebaut, an dem er seine Fahrkünste zeigen konnte. Der Gipfel war, dass ihm auf der Karl-Marx-Straße in Neukölln ein Fußgänger direkt vors Auto lief. Das war nicht typisch für Neukölln, aber dieses Bild verbindet sich für mich mit dieser Straße. Nachdem er diese und alle anderen brenzligen Situationen gemeistert hatte, konnte ich ihn beruhigt von da an ans Steuer lassen.

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