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Mit der Pferdebahn bis Weißensee


Stadtteil: Lichtenberg
Bereich: Malchow
Stadtplanaufruf: Berlin, Blankenburger Pflasterweg
Datum: 4. Mai 2009

"Eine Wanderung nach Malchow, so kurz sie ist, gliedert sich nichtsdestoweniger in drei streng geschiedene Teile: Omnibusfahrt bis auf den Alexanderplatz, Pferdebahn bis Weißensee, und per pedes apostolorum bis nach Malchow selbst." Das galt für Theodor Fontane, als Malchow noch nicht zu Berlin gehörte. Wie gern würden wir die Pferdebahn nehmen, statt dessen fahren wir mit der S-Bahn bis Blankenburg und kurven von dort aus mit dem Bus über den Blankenburger Pflasterweg bis zur Malchower Dorfstraße. .

Und damit haben wir schon den Grund gefunden, warum dieses Dorf nicht explosionsartig gewachsen ist im 19.Jahrhundert, warum hier keine Terraingesellschaft das Land aufgekauft und eine Villenkolonie entwickelt hat: Es gab keinen Bahnanschluss, zwischen den Bahnlinien nach Bernau und nach Wartenberg gähnt auf dem Berliner Bahnnetz eine große graue Fläche. Und ohne Bahnanschluss konnte man zu einer Zeit vor dem Autoverkehr keine Berliner in den Vorort locken.

So blieb dem Dorf die zweite Alternative, der sich rasant entwickelnden Stadt Berlin zu dienen: 500 Hektar Malchower Gutsland wurden zu Rieselfeldern, Von dem Pumpwerk in der Holzmarktstraße ("Radialsystem 5") wurden ab 1881 die Abwässer von 400.000 Berlinern auf die Rieselfelder im Nordosten Berlins gepumpt trotz der Bedenken, das abfließende Rieselwasser würde über die Panke in die Spree zurückfließen. Ab 1931 stellte man auf Klärwerke um, weil die Rieselfelder mit der zunehmenden auch industriellen Abwassermenge überfordert waren.

Nachdem jahrzehntelang die Flächen sich selbst überlassen waren, kam zwangsläufig der nächste Schritt: Schon zu DDR-Zeiten wurden die Torfstiche und das Feuchtgebiet "Malchower Aue" als Flächennaturdenkmal ausgewiesen, nach der Wende wurden die Rieselfelder zum Naturschutzgebiet. Auf der Naturschutzstation werden z.B. die Knoblauchkröten gezählt oder man kann Störche beobachten.

Durch das Straßendorf Malchow führt der Fernweg von Berlin nach Bernau, heute als Bundesstraße B2.Trotz der Bürgerproteste 1994 bei der 650-Jahresfeier von Malchow hat sich hieran bis heute nichts geändert. Was das bedeutet, kann man sich leicht vorstellen: es gibt kaum Lücken zwischen den beiden Verkehrsströmen, wenn man auf die andere Straßenseite will, das Dorf ist geteilt. Dabei entdeckt man viele Bauten, die an früheres dörfliches Leben erinnern: Das Stadtgut, zu DDR-Zeiten Volkseigenes Gut, dann Institut für Pflanzenbauwissenschaften der Humboldt-Universität, heute verlassen und überwuchert und zu verkaufen, wie ein Schild am Zaun verkündet.

Die Reste der mittelalterlichen Dorfkirche, die nach der Sprengung durch Wehrmachtsangehörige zwei Wochen vor Ende des 2.Weltkriegs übrig geblieben sind. Die zweiklassigen Dorfschule von 1891, in der heute der Malchower Kindergarten untergebracht ist. Manche Dorfhäuser, viele frühere Stallgebäude und Scheunen sind noch vorhanden, auch wenn dort andere Nutzungen wie Baustoffhandel oder Autowerkstatt vorherrschen.

Von der Dorfstraße laufen wir zum Malchower See, der einmal in einem Landschaftspark liegen soll. Südlich des Sees wurde von der Niles-Fabrik (sie stellte Kriegsmaterial her) in den 1930er Jahren für die Mitarbeiter eine Wohnsiedlung errichtet. Hier finden wir die Endhaltestelle der Tram, von der wir uns zum anderen Ende der Linie am Hackeschen Markt bringen lassen. Malchow möge uns verzeihen, bayerisch klingt der Spaziergang aus im "Weihenstephaner".

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