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Hoffnung auf Frieden im Skulpturenhain


Stadtteil: Tiergarten
Bereich: Großer Tiergarten
Stadtplanaufruf: Berlin, Paul-Löbe-Allee
Datum: 3. März 2025
Bericht Nr.:858

Im Tiergarten sind beidseits der Straße des 17. Juni zwei Skulpturengärten entstanden, die für Frieden werben und gegen Krieg und Gewalt aufbegehren: Ein Bildhauersymposion gegen Krieg und Gewalt im Norden und ein Kunstwerk mit fünf Steinen aus fünf Erdteilen im Süden. Trotz aller Bemühungen und Sehnsüchte bleibt unter uns Menschen der Friede wohl immer nur eine Epoche zwischen zwei Kriegen. Bittere Ironie: "Der einzige Ort, an dem man stets Frieden findet, ist das Lexikon". Doch was bringt der Krieg? "Zuerst die Hoffnung, dass es einem besser geht, hierauf die Erwartung, dass es einem nicht schlechter gehen wird, dann die Genugtuung, des es dem anderen auch nicht besser geht, und hernach die Überraschung, dass es beiden schlechter geht" (Kulturkritiker Karl Kraus). Aber dieses Wissen geht immer wieder schnell verloren.

Die sich verdüsternde Weltlage - manchmal wie gerade jetzt im Abstand von Tagen - lässt auch Künstler nicht ruhen, der Suche nach Frieden Ausdruck zu verleihen. Der Mauerbau 1961 war ein Ereignis, das Schock, Angst, Verzweiflung, Resignation, Empörung und Enttäuschung auslöste. Bei einem Symposium haben sich damals Bildhauer künstlerisch damit auseinandergesetzt und unter freiem Himmel Steine aus Steinbrüchen bearbeitet.

Skulpturen gegen Krieg und Gewalt
Wir sind an einem sonnigen Frühlingstag dort und sind erstaunt, wie Bildhauer dem unbehauenen Stein in seiner Schroffheit auch anmutige Formen entlockt haben. Spalt und Spaltung, Durchblicke, Vertiefungen und Erhabenes, verschobene und gesprengte Quader, plastische menschliche Gestalten, sich Umarmende, Kopffüßler, man kann viel darin sehen.


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Die Bildhauer kamen aus Österreich, Frankreich, Japan. Israel, Ungarn, der Schweiz und der Bundesrepublik. Da Berlin keine Steinbrüche hat, wurden Jura Kalkstein, roten Mainsandstein, fränkischer und Tengener Muschelkalk auf dem Transitweg durch die DDR nach West-Berlin gebracht - durch jene DDR, gegen deren Mauer sich die Aktion richtete.

Lieblich liegt der Skulpturengarten - eher ein Skulpturenhain - umgeben von Grün und alten Bäumen zwischen Reichstag, Bundeskanzleramt, Haus der Kulturen der Welt , Carillon-Glockenspiel und Tipi-Veranstaltungszelt. Die Skulpturen scheinen sich in ihrer Form und Ausrichtung auf diese Bauten zu beziehen. Ein Ambiente, das in der Sonne leicht und luftig wirkt, fast beschwingt, ganz anders als bei der Entstehung der Skulpturen.


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Von den Bauten stand damals nur der Reichstag einsam und verwaist in der Landschaft, die Kongreßhalle (Haus der Kulturen der Welt) wurde 1957 erbaut, das Carillon ist erst 1987 zur 750-Jahrfeier Berlins entstanden, Kanzleramt und Tipi erst nach der Wende. Welch zentraler Ort das einmal werden würde, war 1961 nicht abzusehen.

Krolloper
Der Standort der Skulpturen hat aber auch eine weit in die Vergangenheit reichende geschichtliche Bedeutung. Dort stand seit 1844 die Krolloper, ein "Ort vornehmer Geselligkeit". In der Nazizeit tagte dort der Reichstag, nachdem das Reichstagsgebäude ausgebrannt war. Die Krolloper war vielfach Bühne der Nazis - für das Ermächtigungsgesetz, den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, den Überfall auf Polen, die Kriegserklärung an die USA. Auch die erste öffentliche Fernsehübertragung in Deutschland wurde in der Krolloper gezeigt. Bei der Schlacht um Berlin kämpfte auf dem Gelände die Rote Armee. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Krolloper gesprengt und abgetragen.

Sowjetisches Ehrenmal
Auf dem Weg zum südlichen Skulpturenfeld kommt man am Sowjetischen Ehrenmal vorbei. Ein weiterer Bezug zum Thema Krieg und Gewalt, und das in mehrfacher Hinsicht. Gestiftet wurde es zum Andenken an den Kampf der sowjetischen Truppen zur Befreiung Berlin. Dann wendete sich das Blatt, als Besatzungsmacht stärkte und lenkte die Sowjetunion die von ihr abhängige DDR bei der Teilung Berlins und den Mauerbau. In der Gegenwart ist Russland sogar zum Aggressor geworden, hat die Ukraine überfallen und bedroht europäische Staaten.


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Global Stone
Nahe der Kreuzung der Wanderwege Baumschulenweg und Ahornsteig im Park des Tiergartens liegen in einem Kreis fünf monolithischen Steine mit einem Gewicht von je 30 Tonnen. Sie sind 1999 von den fünf Kontinenten hierhergebracht worden. In den Erdteilen ihrer Herkunft liegen wie Geschwister Ebenbilder der Steine. In der Vision des Schöpfers dieses Projekts - eines Bildhauers und Weltumseglers - verbinden sich die Steine zu einem globalen Bewusstsein für Frieden: Einmal im Jahr am 21. Juni - dem Tag der Sommersonnenwende - erreicht die Sonne mittags am nördlichen Wendekreis ihren höchsten Punkt, den Zenit. Pünktlich um 13:00 Uhr fallen in Berlin die Sonnenstrahlen auf die glatt polierten Oberflächen der fünf monolithischen Steine. In der Imagination führen dann fünf Strahlen zu den Zwillingssteinen in den fünf Kontinenten, ein Symbol einer vereinten Menschheit.

Jedem der Steine aus Europa, Südafrika, Asien, Venezuela und Australien hat der Künstler einen Namen gegeben, es sind die "Fünf Schritte zum Frieden“: Erwachen, Hoffnung, Vergebung, Liebe, Frieden (in der Reihenfolge der Länder-Aufzählung). Doch die weltumspannende Idee wurde durchbrochen, als indigene Bewohner aus Venezuela beanstandeten, ihr Stein - ein rosa Sandstein aus einem Naturschutzgebiet in Venezuela. - beherberge ein von den Göttern versteinertes Liebespaar, er sei für ihre Mythologie unverzichtbar.


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Die Betroffenheit war groß, und auch wenn ein Professor vom Lateinamerika-Institut der FU Berlin die mythologische Bedeutung des Steins bezweifelte ("frei erfunden"), wurde der Stein 2020 nach Venezuela zurückgebracht und dort vom Staatspräsidenten willkommen geheißen. Die Idee des Künstlers, einen ähnlichen Stein zu finden und zu bearbeiten, ist bisher nicht umgesetzt, die Fläche im Steinkreis ist immer noch leer.


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Mehrere ausländische Jugendliche, die mich fotografieren sahen, fragten mich nach der Bedeutung der Steine. Daraus wurde spontan eine kleine Führung auf Englisch, um ihren erfreulichen Wissensdurst zu stillen. "Die Jugend" hat viele Gesichter, ein schöner Abschluss unseres Rundgangs.


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Bahntrassen über unseren Köpfen