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Terrassen und Berge


Stadtteil: Marzahn
Bereich: Ahrensfelde
Stadtplanaufruf: Berlin, Havemannstraße
Datum: 20. Oktober 2014
Bericht Nr: 483

Von den Ahrensfelder Terrassen zu den Ahrensfelder Bergen geht unser heutiger Spaziergang. Im Zusammenhang mit 'Bergen' könnte man die 'Terrassen' für hängende Gärten halten, tatsächlich beschreiben sie aber ein besonderes städtebauliches Projekt, nämlich die stufenförmigen Einschnitte in die gleichförmigen Plattenbauten im Umfeld der Havemannstraße.

Am nordöstlichsten Ende von Marzahn hatte die DDR sich mit ihren Plattenbausiedlungen in Ahrensfelde bis über die Stadtgrenze hinaus ausgedehnt. Um voraussehbaren Ärger mit den Westalliierten zu vermeiden, ließ man die Grenze formal bestehen, nur "verwaltungstechnisch" war Berlin für das ganze Neubaugebiet zuständig. Im sozialistischen Amtsdeutsch hieß das, dass "alle Befugnisse und Verpflichtungen der örtlichen Organe der Staatsmacht auf den Magistrat von Berlin - Hauptstadt der DDR übertragen werden". Erst nach der Wiedervereinigung wurde auch die Stadtgrenze entsprechend angepasst.

Marzahn war der Ortsteil mit den meisten Plattenbauten und deshalb der ideale Ort, um das Wohnen in Plattenbauten attraktiver zu machen. Damit ist mehr gemeint als Häuser einzupacken in Styropor oder Mineralfasermatten. Im Ostteil der Stadt werden so immer mehr Plattenbauten mit staatlicher Unterstützung eingeschäumt, obwohl die Langzeitwirkungen und -gefahren der Isolierung nicht ausreichend erforscht sind. Optisch wahrnehmen kann man oft die Kontaktpunkte mit der Fassade, die sich nach kurzer Zeit auf der Wärmeisolierung außen abzeichnen und die Beschädigungen bei geringer Festigkeit der Außenhaut.

In Ahrensfelde sind 11-stöckige anonyme Plattenbauten zurückgebaut worden, die zu 30 Prozent nicht bewohnt waren. Es entstanden viertel bis halb so hohe Häuser mit 3 und 6 Geschossen, einige Bauten wurden ganz abgerissen. Neue Grundrisse, moderne Küchen und Bäder, Dachterrassen, Balkons, Terrassen und Mietergärten, abwechslungsreiche Hausfassaden und einladende Hauseingänge wurden geschaffen, es gibt sogar einige Eigentumswohnungen. Manche Häuser haben einen Vorgarten mit Gartenzaun. Gartenteiche, Blumenbeete und Gartenzwerge zeigen, dass die Bewohner sich mit ihrem Umfeld identifizieren. Die neuen Wohnungen sind begehrt, die Hälfte der Bewohner ist neu nach Marzahn zugezogen. Auf ein Viertel der ursprünglichen Wohnfläche wurde der Altbestand reduziert, das kostete 837 Euro pro Quadratmeter der neuen Wohnungen. Mit 36 Mio. Euro Gesamtkosten ist das leider kein Modell, das morgen in Serie gehen kann, aber der Rückbau ist auch in anderen Städten ein Thema. Wasser-, Abwasser- und Fernwärmeleitungen, die weit unter ihrer Kapazität genutzt werden, bringen technische Probleme, und ein Totalabriss verwandelt den Bereich auch nicht in eine blühende Landschaft. Die Stadtstruktur kann nur durch den Rückbau auf "menschenfreundliche Dimensionen" erhalten werden,

Und wohin mit den Platten, die man abgebaut hat? Im Landschaftspark am Ende der Havemannstraße ("Eichepark") hat man einen Kletterfelsen daraus gemacht, der Deutsche Alpenverein und wer sonst noch will übt hier "bouldern", das Klettern ohne Seil und Gurt. Die Platten wurden mit Spritzbeton in eine naturnahe Form gebracht und die Kletterfläche mit Griffen versehen. Die Wuhle ist nur einen Steinwurf entfernt, so kam der Kletterfelsen zu seinem Spitznamen "Wuhletalwächter".

Man kann es einen Treppenwitz der Architektur nennen, dass die Betonbauteile aus der DDR-Zeit hochwertige Gebrauchseigenschaften haben und sich zum Recycling eignen. Mit etwas mehr Gestaltungswillen hätten auch die Plattenbauten damals nicht so uniform wirken müssen. Es ist technisch machbar, ökologisch sinnvoll und preislich vorteilhaft, Ein- und Zweifamilienhäuser, Garagen, modular aufgebaute Hallen, Landschaftsbauten aus recycelten DDR-Platten zu errichten, indem man sie mit neuen Bauteilen und Baustoffen verbindet. Hierzu nur drei Beispiele: In Mehrow bei Berlin ist so aus Ahrensfelder Platten ein Energiesparhaus mit Wärmerückgewinnung entstanden, in Mellingen wurde eine Trauerhalle gebaut, der Brandenburger Sportbund plant eine Kita und ein Vereinshaus.

Nach Süden schließt sich an den Eichepark der Landschaftspark Wuhletal mit den Ahrensfelder Bergen an. Wir haben uns der scheinbar sanften Erhebung auf einem Trampelpfad entlang der Stadtgrenze genähert, immer an der Wuhle entlang. Vom Brandenburger Gebiet grüßte der Kirchturm von Eiche, so heißt die angrenzende Ortschaft.

In der Eiszeit schoben sich die Ahrensfelder Berge als Wälle auf 67 Meter hoch. In der DDR-Zeit sind weitere 45 Meter aus Erdaushub für Neubaugebiete in Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen hinzugekommen. Den Besucher empfängt heute auf dem Berggipfel eine Aussichtsplattform, die den Berg noch zwei Meter wachsen ließ und damit die für Berlin magische 114 erreichte. Jetzt können die Ahrensfelder Berge in einem Atemzug mit den Müggelbergen und dem Teufelsberg genannt werden. Die Höhenunterschiede betreffen nur die Nachkommastelle, alle drei messen 114 Meter. Und das haben wir auch gemerkt, als wir über Trampelpfade zum Gipfel aufstiegen, die Steigung war erheblich. Der Ausblick von dort oben hat uns entschädigt, Innenstadt auf der einen Seite, ländliche Umgebung auf der anderen, das Wuhletal mit dem Erholungspark Marzahn (1) und der Biesdorfer Höhe (2) im Süden.

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(1) Erholungspark Marzahn mit den Gärten der Welt: Gärten der Welt (Marzahn)
(2) Biesdorfer Höhe: Biesdorfer Höhe

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... ACHTUNG, es folgen ZWEI Bildergalerien ...
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... und hier sind weitere Bilder ...
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Unsere Route
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