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Kathedrale der Elektrizität


Stadtteil: Kreuzberg
Bereich: Landwehrkanal
Stadtplanaufruf: Berlin, Paul-Lincke-Ufer
Datum: 23. Juni 2008

Heute sind wir auf dem Weg zur "Kathedrale der Elektrizität", also zu einem der Abspannwerke, die der Bewag-Architekt Hans Heinrich Müller in den 1920er Jahren in Berlin errichtet hat.

Zentralmoschee Merkez-Camii
Am Görlitzer Bahnhof steigen wir aus der U-Bahn und stehen direkt vor der Zentralmoschee Merkez-Camii in der Wiener Straße. Hier stand einstmals ein Bolle-Supermarkt, der am 1.Mai 1987 in Flammen aufging. Die Vermutung, Demonstranten oder Autonome hätten ihn angezündet, erwies sich als falsch, ein Pyromane war hier am Werk. Zwanzig Jahre später wird die Moschee eingeweiht, die sich baulich ganz unauffällig in die Straßenflucht einfügt und eher wie ein Wohnhaus mit bescheidenen Türmchen und einer Kuppel aussieht. Die Moschee ist nicht einmal nach Mekka ausgerichtet, dafür war die Baulücke nicht groß genug. Dass das Lokal gegenüber "Morgenland" heißt, ist nur folgerichtig.

In der Reichenberger Straße laufen wir über einen symbolischen Gleisrest der Straßenbahn, die hier vor Jahrzehnten fuhr. Die Hufeisen, die ins Pflaster eingefügt sind, verweisen vermutlich auf eine Vorgänger-Pferdeeisenbahn.

Umspannwerk Paul-Lincke-Ufer
Am Landwehrkanal, am Paul-Lincke-Ufer Ecke Ohlauer Straße erhebt sich dann der expressionistische Backsteinbau, die "Kathedrale der Elektrizität", Hans Heinrich Müllers erster Bau aus einer ganzen Serie von Umspannwerken, mit denen der Drehstrom von den Kraftwerken lokal auf den von den Verbrauchern benötigten Wechselstrom herunter transformiert wurde. Dies geschah in drei Schritten: aus einer Ringleitung mit 30.000 Volt formten die Abspannwerken auf 6.000 Volt um und Trafostationen lieferten dann 220 Volt für den Endverbraucher.

Zu den technischen Einrichtungen des Umspannwerks gehörten ein Transformatoren- und Kühlertrakt, eine Phasenverschieber- und Maschinenhalle, eine Schaltwarte und das Schalthaus. Architektonisch war die mittelalterliche Marienburg Vorbild für mehrere Umspannwerke von Hans Heinrich Müller, hier hat er sich der Formensprache eines Sakralbaus bedient.

Das Werk war bis 1984 in Betrieb, danach lag es brach. Es war ein Architekturstudent, der die Idee hatte, neue Medien in diesem alten Bau unterzubringen, und so findet man heute hier neben dem Lokal "HH Müller" (--> 1) eine Veranstaltungshalle, eine "VIP-Lounge" und die "medicallounge", ein "Ausstellungs- und Weiterbildungszentrum in der Gesundheitshauptstadt Berlin" das z.B. auch Ausstellungen wie "Leben mit Ersatzteilen" präsentiert.

Görlitzer Park
Auf unserem Rückweg kehren wir in der Gaststätte im Görlitzer Park ein, den Pamukkale-Brunnen vor Augen, der seit mehr als 10 Jahren verfällt. Die Steine bröckeln, Wasser fließt keins mehr, umgestürzte Steine, beschmierte Figuren, Scherben und Schutt am Boden sind die Folge eines jahrelangen Streits um Bauschäden. Solange kein endgültiges Urteil vorliegt, kann der Brunnen nicht saniert werden. Und so kann man eben den Sonnenuntergang nur hinter den Überresten der nachgebauten Kalksteinterrassen der Westtürkei erleben.

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(1) Das Lokal hat inzwischen gewechselt, jetzt steht "feine Berliner Art" beim "VOLT" auf der Speisekarte. Mehr zum Umspannwerk finden Sie in diesem Bericht: Hochspannung gebändigt und domestiziert


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