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Stadtbezirk: Tempelhof
Bereich: Hafen Tempelhof
Stadtplanaufruf: Berlin, Monopolstraße
Datum: 25. April 2005

Dieses Haus ist ein Baudenkmal. Es ist eines der bedeutendsten Beispiele der Industriearchitektur der zwanziger Jahre in Berlin. Es wurde auf Bohrpfählen gegründet. Es ist das erste als Stahlskelett errichtete große Bauwerk. Es hat einen eigenen U-Bahnhof und einen eigenen Hafen. Der Architekt, Mitglied der Berliner Akademie der Künste, hat die Fertigstellung seines größten Werkes nicht mehr erlebt, er starb 1926 mit 46 Jahren. Jetzt in den neunziger Jahren wurde das Areal von dem heutigen Eigentümer Becker & Kries (dem auch der Kreisel in Steglitz gehört) um mehrere Bauten ergänzt, deren Baukörper bereits in der ursprünglichen Planung vorgesehen waren. Gebaut wurde es als Druckereigebäude für einen bekannten Verlag, heute beherbergt es das Modecenter Berlin als größten Mieter, daneben u.a. eine Ballettschule und ein ambulantes Operationszentrum.

Hätten Sie's gewusst? Das Ullstein-Haus oder Druckhaus Tempelhof ist unser heutiges Ziel. Zwar fallen wir im Gebäude der Video-Überwachung zum Opfer und werden hinaus komplimentiert, Unsere Bilder der Endlosspiegel im Fahrstuhl und einer Büroetage sind zu diesem Zeitpunkt aber bereits im Kasten.

Von diesem Architekten Eugen Schmohl wurden in Berlin vorher die Hallen am Borsigturm in einem "verhaltenen Expressionismus" erbaut. Außerdem steht am Lietzensee an der Wundtstraße ein "Gefallenendenkmal des Königin-Elisabeth-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 3", das 1925 von Eugen Schmohl erbaut wurde. Kriegerdenkmal und expressionistische Industriekultur, wie passt das zusammen, fragen wir heute. Die Antwort liegt wahrscheinlich in den gesellschaftlichen Brüchen nach dem 1.Weltkrieg in der Weimarer Republik.

Und dann entdecken wir in der Monopolstraße (quer zur Ullsteinstraße) eine ausgedehnte Reihenhaussiedlung mit eigenwilligen Formen, die sehr stark variiert werden und jedem Haus seinen eigenen Charakter geben, ohne der Gesamtwirkung zu schaden. Und die Reihendoppelhäuser sind zum nächsten Baukörper jeweils durch niedrige Bauriegel miteinander verbunden, deren nutzerischer Sinn verborgen bleibt, geht dieser eine Raum pro Haus doch jeweils zu der Seite vom Eingangsbereich ab, die der Wohnung abgewandt ist. Die Gärten sind verschwenderisch groß, die Einheitlichkeit der Gestaltung (Farben, Baumaterial) ist bis heute fast vollständig erhalten geblieben. Trotz meiner Rechercheversuche bleiben mir nähere Umstände dieser Siedlung zunächst verborgen.

Aber dann gab es doch noch einen Hinweis im Internet im Bereich der Straßennamen, zur Monopolstraße: "Die Straße wurde nach der Reichsmonopolverwaltung benannt, die die Siedlung erbaute. Diese Behörde unterstand dem Reichsfinanzministerium, das die Durchführung des Reichsbranntweinmonopols überwachte. Die Siedlung wurde zwischen 1920 und 1922 erbaut. Sie sollte Arbeitskräfte für die Fabriken am Teltower Kanal in die Region holen." Jetzt arbeitet meine Phantasie: Die der Wohnung abgewandten Sonderräume wurden dann für die Deputate der Bediensteten der Branntweinverwaltung genutzt? Sie durften einen Fingerhut reinen Schnaps nach Hause nehmen und hier ihren eigenen Alkohol brauen? Und falls mal was in die Luft ging, traf es nicht das Haus, sondern nur den Anbau? Ruhig, ruhig, alles nur Ausgeburten der Phantasie. Aber es hätte so schön gepasst ...


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