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Zigaretten, Problem und schwarze Knochen


Stadtteil: Prenzlauer Berg
Bereich: Bötzowviertel
Stadtplanaufruf: Berlin, Arnswalder Platz
Datum: 1. März 2010

Dass Rauchen ein Problem sein kann, wusste wohl auch der Zigarettenfabrikant Szlama Rochmann, hätte er sonst seine Zigarettenmarke "Problem" genannt? Oder war es eine Anspielung auf seinen Bruder Baruch, ebenfalls Zigarettenfabrikant, dessen Marke "Phänomen" hieß? Die Cigarettenmanufaktur Mahala-Problem produzierte in der Greifswalder Straße 212 ihre Ware, ein Fez tragender Moslem mit aufsteigenden Qualmringen war das Markenzeichen. Vorher arbeitete auf diesem Grundstück eine Beinschwarz- und Knochenkohlefabrik. Aus einem Gemisch von Knochen, Zucker und Schwefelsäure wurde beispielsweise die schwarze Schuhcreme hergestellt. Wenn man heute Zigaretten, schwarze Knochen und Problem in einem Satz zusammen bringt, gibt das durchaus einen Sinn.

Die1889 gegründete Cigarettenmanufaktur überlebte die Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre nicht, 1932 übernahm Reemtsma das Unternehmen. In den Produktionsräumen wurde von jetzt ab genäht. 1935 richtete der Reichsarbeitsdienst sein Bekleidungsamt hier ein, Polizei- und Wehrmachtsuniformen wurden hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte der Volkseigene Betrieb "Treff-Modelle" hier die von Heinz Bormann, dem "Dior der DDR" entworfene Mode, auch Neckermann, Quelle, Otto Versand kauften "Treff-Modelle".

Die Fabrikationsräume stehen noch, wenn auch etwas versteckt auf dem Hof hinter einem aufdringlich grünen Nachkriegsbau. Das Bötzowviertel, in dem wir heute flanieren, ist weitgehend mit seinen Gründerzeitbauten erhalten geblieben, so dass der Gang durch die Greifswalder Straße und Bötzowstraße, den wir am Volkspark Friedrichshain begonnen haben, an vielen restaurierten alten Fassaden vorbei geht.

Die Kurt-Schwitters-Oberschule in der Greifswalder Straße, von Ludwig Hoffmann entworfen, imponiert mit ihrer "Kolossalordnung". Mit diesem sprechenden Begriff bezeichnet man die Säulen an der Fassade, die sich über mehrere Geschosse erstrecken. Die Außenfassade des Schulgebäudes in der Bötzowstraße.11, sozusagen die Rückseite der Oberschule, ist verwittert, hat aber interessante Reliefs, wie viele andere Gebäude hier im Bötzowviertel.

Am Arnswalder Platz steht ein monumentaler Fruchtbarkeitsbrunnen aus rotem vulkanischem Tuff-Stein. Der ursprüngliche Aufstellungsort am Baltenplatz wäre dem enormen Gewicht der Brunnenanlage nicht gewachsen gewesen, deshalb hat man sie hier abgeladen. Zwei Stiere, eine Schnitterin mit Ährenbündeln, ein Fischer mit Netz, ein Schäfer mit Widder und eine Mutter mit Kind gruppieren sich um eine Brunnenschale mit knapp 8 Metern Durchmesser. Die Rekonstruktion der Anlage wurde bisher nicht mit sehr viel Energie betrieben, auch wir wurden durch einen Bauzaun am näheren Betrachten gehindert.

Jenseits der Danziger Straße gehen wir zu zwei Wohnanlagen, die Bruno Taut entworfen hat. Die vier- bis fünfgeschossigen Wohnhäuser zwischen Heinz-Bartsch-Straße und Paul-Heyse- Straße haben die ursprüngliche Farbigkeit zurück erhalten, blaue Farbbänder setzen das Dachgeschoss und die Treppenhäuser von der weißen Fassade ab. Der Eingangsbereich von der Blenklestraße erfolgt über einen gegenüber dem Straßenniveau abgesenkten Hof mit radial angelegten Wegen zu den einzelnen Hausaufgängen. Die Wohnanlage an der Rudi- Arndtstraße ist schlichter, die abgerundete Ecke des Häuserblocks kontrastiert zu dem eckigen Ladenvorbau.

Auf dem Rückweg kommen wir am Denkmal der Deutsch-Polnischen Freundschaft am Volkspark Friedrichshain vorbei, das etwas verloren an der Nordseite des Parks in den Nachthimmel leuchtet.

Wo bekommt man schon Nachos, Sülze mit Bratkartoffeln, Fischsuppe, Ruccola mit Rotweinleber (wessen Leber?) oder Spinatlasagne in ein und dem selben Lokal? In der Bötzowstraße! Wir bestellen, essen und werden nicht gefragt, wie es geschmeckt hat. Ist vielleicht auch besser so.

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Unsere Route:
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