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Der erfolgreiche Weg des Holzes im Städtebau


Stadtteil: Prenzlauer Berg, Pankow, Mitte
Bereiche: Winsviertel, Bötzowkiez, Florakiez, Niederschönhausen, Blankenfelde
Stadtplanaufruf: Berlin, Esmarchstraße
Datum: 29. Juni 2022
Bericht Nr.:777

Wir sind heute einem Thema gefolgt, das uns nicht nur wie sonst zu Fuß, sondern auch mit Bus und Bahn durch die Stadt geführt hat. Mehrgeschossige Bauten mit Holz sind keine Besonderheit mehr. Unter Putz, Fassadenverkleidungen oder Schindeln verborgen entstehen immer mehr Holzverbundbauten in der Stadt. Mit einem Kernbau aus Holz und mit Brandwänden, Fundamenten und Treppenhäusern aus Beton. Dabei geht das Holz ganz unterschiedliche Verbindungen mit anderen Baustoffen ein, beispielsweise als Holz-Beton-Verbunddecken oder als Fenster aus Holz-Aluminium-Konstruktionen. Vorgefertigte Holzelemente ermöglichen eine industrielle Modulbauweise. Bei Schallschutz, Raumklima und Brandgefahr sind Holzhäuser konventionellen Bauten ebenbürtig, auch wenn dabei noch Vorbehalte zu überwinden sind.

Brandschutz
Aber Holz brennt doch? Im Feuer raucht und glimmt Holz vor sich hin, brennbare Gase treten aus dem Holz aus. Und im Feuer verdampft das Wasser, da Holz zu 20 bis 60 Prozent aus Wasser besteht. Wissenschaftler bringen es auf den Punkt, "Holz brennt eigentlich gar nicht". Aber es verkohlt langsam und hält dabei weiterhin hohen Temperaturen stand.

Man kann Holz beim Bauen verkapseln, also mit einem Mantel aus Gips umgeben, so wie das bei allen Wohnbauten gemacht wurde, die heute auf unserer Route lagen. Eine andere Möglichkeit ist, das Holz "nach Abbrand" zu bemessen, mit einem ausreichend langen Feuerwiderstand, wenn der Holzquerschnitt genügend groß ist. Das Brandszenario bleibt so für die Feuerwehr beherrschbar, Feuer und Rauch können sich nicht so schnell auf Nachbargebäude ausbreiten. "Holz hilft sich im Brandfall selbst. Durch eine Verkohlungsschicht, die den Holzkern eine berechenbare Zeitspanne lang vor dem Einsturz oder dem Durchbrand schützt". DIN-Vorschiften und "Eurocodes" regeln die Bemessung von Holzbauteilen, so dass der Holzbau dieselbe Brandsicherheit wie konventionelle Bauten aufweist.

Feuerwache aus Holz
Die Feuerwehr vertraut auf den Holzbau, in Blankenfelde (Pankow) hat sie sich eine Feuerwache aus Holz bauen lassen. Das Gebäude wurde auf einem massiven Sockel aus Stahlbeton errichtet. Die Gebäudehülle besteht aus Holzrahmen-Elementen, deren Hohlräume mit Zellulose gefüllt ("ausgeflockt") sind. Für Decken und Dach wurden Elemente aus Brettsperrholz verwendet, auch das Tragwerk über der Halle besteht aus mehreren verleimten Lagen (Brettschichtholz).


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Das Brettschichtholz besteht aus Brettern, die miteinander verklebt werden – und das in Lagen, deren Flächenausrichtung um 90 Grad gegeneinander gedreht sind. Sie können zwanzig Meter lang und beliebig dick sein.

Ein gutes Innenklima und hohe Energieeinsparung zeichnen die Feuerwache aus. Der Bau kam in Einzelteilen vorgefertigt aus der Fabrik und konnte in wenigen Tagen aufgerichtet werden.

Hochhäuser aus Holz
Beim Streben nach Höhe kann der Holzbau in Grenzen mithalten. Die Machtdemonstrationen in der Architektur, wer den höchsten Bau hat, (Psychologen wissen das zu deuten), macht auch vor dem Baustoff Holz nicht halt. Das in Kreuzberg am Anhalter Bahnhof geplante WoHo-Holzhaus soll auf 98 Meter wachsen. Es wird als "vertikale Interpretation eines typischen Kreuzberger Blocks" vermarktet, statt auf der Fläche wird in die Höhe gebaut. Wenn es fertig ist, wird das in Brumunddal (Norwegen) auf 85,4 Meter Höhe getrimmte Gebäude nicht mehr das "Höchste Holzhaus der Welt" sein. In dem 2019 aus Brettschichtholz errichtete Hochhaus wird das "Wood Hotel" betrieben.

Doch es geht noch gigantischer, in Sydney ist ein 180 Meter hoher Wolkenkratzer aus Holz geplant. Dabei muss man immer die Hybrid-Bauweise mitdenken, den Verbund mit anderen Baustoffen wie Beton für Bereiche wie Treppenhaus und Fundament. Und den Architekten ist wichtig, dass auch Holz nach außen sichtbar wird, denn natürlich baut man einen Wolkenkratzer nicht aus Holz, um es zu verstecken.

Entwicklung des Holzbaus
Mit dem Holz ist ein traditioneller Baustoff wiederentdeckt worden, aus dem schon die ersten Hütten gezimmert wurden, der aber phasenweise immer wieder aus dem Fokus geriet. Nachdem jahrzehntelang Beton, Stahl und Glas die bestimmenden Baustoffe waren, wird zunehmend wieder Holz als nachwachsender Rohstoff eingesetzt.

Bei extremer Wohnungsnot griff man gern auf Holzbauten zurück, die Wohnungen waren kostengünstig in kurze Bauzeit herzustellen. Der Wohnungsverband Groß-Berlin ließ kurz vor der Gründung Groß-Berlins neun Holzhaussiedlungen für wohnungslose Familien errichten. Als einzige Siedlung blieb in Adlershof in der Gemeinschafts- und Florian-Geyer-Straße ein Areal mit 17 Holz-Doppelhäusern erhalten ("Volkswohnungen"). Keller, Schornstein und das Fundament waren aus Stein und Beton, die übrigen Gebäudeteile wurden aus vorgefertigten Wandtafeln montiert.

Die Deutschen Werkstätten Hellerau - bekannt für industrielle Fertigung mit gestalterischem Anspruch - haben in den 1920er Jahren qualitätsvolle Holzhäuser gebaut, die mit ihren "Maschinenmöbeln" hochwertig ausgestattet wurden. Im Rahmen Interbau 1957 wurden in Kladow und Giesensdorf zwei Finnenhaussiedlungen errichtet. Die Finnen lieferten die Holzfertigteile, die Berliner Baugesellschaft GEHAG plante und eine finnische Gesellschaft baute.

Holzsichtigkeit
Muss man das Holz von außen sehen ("Holzsichtigkeit"), um an den Holzbau zu glauben? Oft besteht die Fassade von Holzbauten aus Faserzementplatten, Schieferschindeln oder sie ist verputzt. Holzsichtige Oberflächen sind der Witterung ausgesetzt, sie können vergrauen. Bei dem Projekt Görschstraße im Florakiez behelfen sich die Architekten mit dem Blick durch die großen Fenster: "Die innen liegenden Holzdecken sind durch die großzügigen Verglasungen von außen gut sichtbar, so dass man bei der Betrachtung des Hauses aus der Straßenperspektive eine Menge Holz zu sehen bekommt". Andere benutzen Attribute wie Lamellenvorhänge oder Balkoneinfassungen, um Holz sichtbar zu machen.


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Pilotprojekt Esmarchstraße
Ein Holzhaus "muss nicht zwangsläufig eine Holzfassade haben", entgegnete der Architekt Tom Kaden den erstaunten Betrachtern seines Holzbaus Esmarchstraße 3 im Bötzowkiez, die den Anblick von Holz vermissten. Mehrere mehrgeschossige Wohnhäuser aus Holz in Berlin hat Tom Kaden entworfen. Er beschäftigt sich seit 1995 mit dem Holzbau und lehrt auch darüber. In der Esmarchstraße baute er 2006 einen Holzbau mit sieben Geschossen, der zu einem Pilotprojekt wurde, auch weil er die Berliner Bauordnung über die Grenzen strapazierte.

Das Gebäude hat eine skelettartige Tragestruktur aus senkrechten Pfosten, an die horizontale Riegelprofile angedockt sind. Holzbetonverbund-Decken trennen die Etagen. Die Holzwände aus süddeutscher Fichte kamen vorgefertigt aus der Fabrik, sie wurden "eingepackt" zwischen Gipsfaserplatten. Für die Fassade wurde auf dem Holz und dem Gipskarton eine Schicht Steinwolle und ein mineralischer Putz aufgetragen, sie ist also nicht "holzsichtig".

Ein freistehendes Treppenhaus aus Beton ist mit dem Holzbau über massive Brücken auf jeder Etage verbunden, das dient dem Brandschutz. Durch diese Bauweise ist die Baulücke nicht vollständig zu den Nachbarhäusern geschlossen worden, sondern öffnet eine Blickachse in den Innenhof. Einen Holzbau im gleichen Bautypus mit freistehendem Treppenhaus hat der Architekt an der Christburger Straße 13 im Prenzlauer Berg in einer Baulücke errichtet. Auch dieses Haus steht auf einem massiven Untergeschoss.


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Görschstraße Holzbau-Prototyp
Beim Haus in der Görschstraße 48/49 im Pankower Florakiez wurde ein Prototyp für den Holzbau verwendet, der aus Verbundforschungen der Technischen Universität Braunschweig mit anderen Partnern hervorgegangen ist. Nutzer, Planer und Hersteller arbeiteten gemeinsam an dem Projekt. Ziel war die serielle Fertigung von innerstädtischen Holzbauten mit bis zu fünf Geschossen, die Herausbildung von architektonischen Typologien und die Unterstützung von Bauherrengemeinschaften. Individuell gestaltbarer Wohnraum sollte der Abwanderung von Haushalten in Einfamilienhäuser der Randgebiete und des Umlandes entgegenwirken.

So sind individuelle Grundrisse, Garten, Balkon und eine Dachterrasse als "Erwachsenenspielplatz" entstanden. Beim Bau wurden das Holz der Wände "gekapselt". Nach außen holzsichtig ist lediglich die Sockelzone mit einer Lärchenholzbrett-Schalung . Auf den darüber liegenden Etagen befinden sich zwischen den dunkel eingefärbten Fassadenpaneelen bodentiefe Fenster.


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Konrad-Zuse-Schule
Auf dem Pausenhof der Konrad-Zuse-Schule in der Herrmann-Hesse-Straße in Niederschönhausen steht ein Werkstattgebäude der Schule, das als Holzbau in kurzer Zeit ohne Unterbrechung des Schulbetriebs errichtet wurde. Es enthält Werkstätten und Unterrichtsräume, wird durch eine Wärmepumpe und Solaranlagen auf dem begrünten Dach mit Energie versorgt.

Bei der Einweihung der Schule hat die Senatsbildungsverwaltung hervorgehoben, dass mit dem Holzbau "schnellstmöglich zusätzliche Schulplätze für unsere Stadt geschaffen werden können". Dass Holz aktuell bei Schulbauten favorisiert wird, kann man bei der täglichen Zeitungslektüre nicht ausmachen. Was helfen auch Holzbauten, wenn so viele Lehrer fehlen, die in den neuen Gebäuden unterrichten könnten?


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Eine weitere Holzhaus-Tour wird uns nach Friedrichshain und Lichtenberg führen.
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Unsere Route in Mitte und Prenzlauer Berg:
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Unsere Route in Pankow:
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Wohnanlagen mit grünem Innenhof
Etwas weggetreten Romantisches