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Enttrümmern und einen Baum pflanzen


Stadtteil: Moabit
Bereich: Lehrter Straße
Stadtplanaufruf: Berlin, Otto-Dix-Straße
Datum: 11. November 2020
Bericht Nr.:717

Mit Grünflächen sind wir im Umkreis von Nordbahnhof bis Hauptbahnhof verwöhnt: Spreebogenpark, Universum-Landesausstellungspark (ULAP), Fritz-Schloß-Park, Invalidenpark, Südpanke-Grünzug, Promenade am Schifffahrtskanal, Nordbahnhof-Park, Heinrich-Zille-Park (Bergstraße), Volkspark am Weinberg. Auch der Kanzler(innen)park ist eine Grünfläche, zu der allerdings die Öffentlichkeit keinen Zutritt hat. Und auch die Friedhöfe als Grünflächen besonderer Prägung sind von "Bedeutung für Ruhe, Besinnung und Erholung der Bevölkerung": Invalidenfriedhof, Friedhöfe an der Ackerstraße, Liesenstraße, Chausseestraße.

Döberitzer Grünzug
Jetzt entsteht nördlich vom Hauptbahnhof eine weitere Grünanlage: Hinter der Lehrter Straße, parallel zu den Bahngleisen, wartet der Döberitzer Grünzug noch auf den Baubeginn. Döberitz ist ein Ort vor der westlichen Stadtgrenze, war wie Moabit ein preußisches Militärgebiet ("Heeresschule Döberitz") und ist jetzt Naturschutzgebiet. Knüpft die Namensgebung hieran an? Nur indirekt, ein blinder Abzweig der Lehrter Straße war vor dem Bahnbau Teil der Döberitzer Straße jenseits der Bahngleise. Die Trennung soll durch einen Brückenschlag wieder aufgehoben werden, damit der Park an die Heidestraße angeschlossen werden kann.

Die Querverbindung durch den Fritz-Schloß-Park bis zur Rathenower und Turmstraße (Döberitzer Verbindung) ist bereits weitgehend hergestellt. Dafür wurden die alten Gewerbebauten an der Lehrter Straße Ecke Seydlitzstraße abgerissen. Das SOS-Kinderdorf baute dort eine "Botschaft für Kinder" und der Alpenverein eine Kletterhalle, die den Sportbereich des angrenzenden Poststadions ergänzt.


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Der Verbindungsweg führt am Moabiter Stadtbad vorbei, das gerade umgebaut und vergrößert wird. "Es ist uralt und benötigt eine umfangreiche und grundlegende bauliche und technische Instandsetzung", sagt der Bäderchef. Auch ein Außenbecken für ein Freibad entsteht. Nebenan ist bereits die Saunalandschaft eines privaten Trägers im balinesischen Stil eröffnet worden (Vabali Premium Spa), die mit einer Fläche von 20.000 Quadratmetern zu Recht als Wellness-Oase bezeichnet wird. Zehn Saunen und Bäder und ein Außenbereich im fernöstlichen Ambiente können zu einem Urlaubstag im Spa inspirieren.

2. Garde-Ulanen-Regiment
Die Döberitzer Verbindung endet am Fritz-Schloß-Park zwischen zwei Kasernenbauten, die auf die Vergangenheit dieses Areals als Militärstandort verweisen. Von der Invalidenstraße bis zur Kruppstraße erstreckte sich das Kasernengelände mit dem Exerzierplatz, der 1929 mit dem Poststadion bebaut wurde. An der Invalidenstraße stand ein burgartiger Kasernenbau des 2. Garde-Ulanen-Regiments, der an die Dragonerkaserne am Mehringdamm erinnert, sowohl von der Bauweise als auch von der Dimension her. 600 Mann der Reitereinheiten waren hier untergebracht, die Pferdeställe fassten 670 Pferde. Dazu gehörten Schmiede, Waffenmeisterei, Wagenremisen, Krankenstall für Pferde und eine Reitbahn. Das Kasernengebäude war das älteste der Stadt, und obwohl es den Zweiten Weltkrieg unbeschädigt überstanden hatte, wurde es 1955 abgerissen.

Skulpturen in der Heinrich-Zille-Siedlung
In der Cläre-Waldoff-Promenade ist ein Denkmal erhalten geblieben, mit dem 1922 Regimentskameraden an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Garde-Ulanen erinnerten. Der Bildhauer Michael Schoenholtz hat hieraus die Themen für sechs Bronze-Skulpturen abgeleitet, die 1982 in der Heinrich-Zille-Siedlung an verschiedenen Standorten aufgestellt wurden: - Waffen, Leben, Sonne. Harmonie, Träume, Liebe -. In der Skulptur "Waffen" erkennt man Bomben und Granaten, bei "Harmonie" bilden plastische Buchstaben den Begriff FUTURE vor einer sich wölbenden Fahne. Die "Träume" sind schubladenartig aufgebaut, so zwanghaft kann nachts mancher Schlaf gestört werden.

Das "Leben" wird mit vielen Rundungen dargestellt, die das Auge erfreuen können, wenn es einen menschlichen Körper erblickt. Jede Skulptur trägt im Sockelpfeiler auf einer Tafel ein passendes Literaturzitat. – Der Bildhauer Michael Schoenholtz hat auch den Brunnen der Generationen "Lebensalter" am Wittenbergplatz gestaltet.


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Fritz-Schloß-Park, Trümmerberg
Der Fritz-Schloß-Park - benannt nach einem Tiergartener Bürgermeister - wurde 1955 auf dem ehemaligen Kasernengelände angelegt. Zwei 50 Meter hohe Aufschüttungen weisen ihn als Trümmerberg aus, auf dem der Schutt der abgebrochenen Kasernen untergebracht wurde. An der Rathenower Straße ist ein Kalksteinwürfel aufgestellt worden, der mit Reliefs als "Denkmal für die Notstandsarbeiter" gestaltet wurde und an die Abbrucharbeiten erinnert. Dargestellt werden das Enttrümmern und das Neupflanzen eines Baumes, jeweils durch zwei Frauen und einen Mann.

Der Fritz-Schloß-Park als größte Grünanlage Moabits ist als weiträumiger landschaftlicher Erholungspark mit Wiesenflächen und Bäumen wieder hergestellt worden, nachdem er jahrelang vernachlässigt wurde und zugewuchert war. Finanziert vom "Stadtumbau West", der in Moabit zur "zukunftsfähige Entwicklung innerstädtischer Arbeitsplätze und neuer Wohnstandorte" eingesetzt wird. Das Poststadion-Areal und der Fritz-Schloß-Park sollen ihre Qualität "als Ort für Spiel, Sport und Bewegung" weiter entfalten.

Heinrich-Zille-Siedlung
Auf dem ehemaligen Kasernengelände begann 1976 zwischen Invalidenstraße und Seydlitzstraße der Bau der Heinrich-Zille-Siedlung. Passend zur Profession des "Pinsel-Heinrichs" wurden die neu angelegten Straßen nach den Künstlern Lesser Ury, Claire Waldoff und Otto Dix benannt. Die Bauten sind um Wohnhöfe und Gartenhöfe gruppiert und bieten in ihren 890 Wohnungen 2.400 Einwohnern Platz. In der Siedlung herrscht Ruhe und Beschaulichkeit, auch einen "Parkraumdruck" konnte das Bezirksamt nicht feststellen, den Bewohnern stehen Tiefgaragen zur Verfügung.

Die im Sozialen Wohnungsbau errichtete Siedlung gehört wahrscheinlich Großinvestoren, wie die taz berichtet ("Mehr Heuschrecken als gedacht"), zumindest aber privaten Eigentümern. Die Wohnungen sind nicht mehr für einkommensschwache Mieter reserviert, "um das Sozialgefüge zu verbessern und eine Ghettobildung zu vermeiden, damit wolle man bewusst 'Zuzugsanreize' für einkommensstärkere Haushalte schaffen". Das ist zweischneidig angesichts der Wohnungsnot, wirkt aber einer Konzentration von weniger Zahlungskräftigen entgegen, die zu einer Segregation (sozialen Trennung von anderen Bevölkerungsgruppen) geführt hat.

Urania
Wer in West-Berlin aufgewachsen ist, für den ist die Urania fest verortet an der Straße mit dem ausladenden grünen Mittelstreifen und dem 40 Meter weit gespannten Stahlbogen: "An der Urania". Die Straße ist Teil eines nie vollendeten Stadtautobahnabschnitts "Südtangente", der von der Lietzenburger Straße bis zum Großen Stern reicht.

Der Gründungsbau der Urania von 1889 in der Invalidenstraße in Mitte ist in Vergessenheit geraten, weil er durch Bombentreffer schwer beschädigt wurde. Nur der Saal des "Wissenschaftlichen Theaters" mit seinen alten Deckengemälden blieb erhalten und wurde in die neu gebaute Polizeiinspektion Moabit integriert. Die gefällige Backsteinfront mit modernem Schwung an der Invalidenstraße ist also kein Teil der alten Urania, sondern ein Werk des Berlin Stadtbaudirektors Rainer G. Rümmler, der die Polizeigebäude errichtet hat.


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Das "Wissenschaftliche Theater" ist Teil der Urania-Philosophie, dem Laienpublikum die Wissenschaft verständlich zu machen. Es war ein naturwissenschaftliches Volkstheater, das über Themen wie "Das Leben in der Urzeit" oder "Von der Erde bis zum Monde" mit farbenprächtigen, beleuchteten Bühnenbildern informierte. Freude an der Naturerkenntnis vermittelte die "Selbstbelehrung“ bei physikalischen Experimenten in ihren Abteilungen für Astronomie, Physik, Mikroskopie, Präzisionsmechanik. Die Urania leitet ihren Namen von der Muse der Astronomie ab, sie hatte eine eigene Sternwarte, deren Refraktor nach dem Zweiten Weltkrieg von der Wilhelm-Foerster-Sternwarte übernommen wurde.

Die App auf meinem Smartphone zeigt 11:11 Uhr am 11.11., als ich die Aufzeichnung der Route beende. Karneval könnte beginnen, aber "Legalité, Egalité, Charité" mahnt ein Plakat vor dem Leichtsinn in Coronazeiten. Nach dem Ende unseres Stadtrundgangs gehen wir zur Charité. Aber nur, weil unser Heimweg in diese Richtung führt, unbeschadet gehen wir an der Klinik vorbei.
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Unsere Route:
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Ein Bildwerk wie ein Alt-Berliner Kachelofen
Medizinprofessoren im Wettstreit