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Wirkungsstätten im Umfeld von Goethe


Stadtteil: Charlottenburg
Bereich: Ernst-Reuter-Platz bis Sophie-Charlotte-Platz
Stadtplanaufruf: Berlin, Bismarckstraße
Datum: 28. Dezember 2022
Bericht Nr.:794

Nur 1.500 Meter ist die Bismarckstraße lang, mit ihrem Verlauf vom Ernst-Reuter-Platz zum Sophie-Charlotte-Platz ist sie eine wichtige Charlottenburger Verbindungsstraße. Otto von Bismarck zu Ehren sind in Berlin eine Allee, zwei Plätze, fünf Straßen, ein Steg und eine Brücke benannt. Wenn jetzt der Bismarck-Saal im Außenministerium umgewidmet wurde, dann bedeutet das keinen Bildersturm auf Bismarck-Ehrungen in der Stadt. Die Nachkommen des Namensgebers haben sich darüber empört, aber für ein mangelndes Geschichtsbewusstsein spricht diese Änderung nicht, wir wissen, welche Bedeutung der "Eiserne Kanzler" für Deutschland hatte.

Der "Eiserne Kanzler"
Seine Außenpolitik war auf Ausgleich bedacht ("Der ehrlicher Makler"), er schickte aber auch das preußische Militär in mehrere Kriege ("Einigungskriege"). Seine Sozialistengesetze wurden zur Basis des modernen Sozialstaats, auch wenn sie die Arbeiter und die Sozialdemokratie auseinanderbringen sollten. Vorangetrieben von Bismarck, wurde mit der Kaiser-Proklamation 1871 im französischen Versailles das Deutsche Reich gegründet. Damit war der deutsche Nationalstaat unter Führung Preußens entstanden, aus dem die Bundesrepublik hervorgegangen ist. Die Proklamation fand noch während des Deutsch-Französischen Krieges im Schloss des Sonnenkönigs statt. Diese Erniedrigung vertiefte die gegenseitige Feindschaft zwischen Frankreich und seinem Nachbarn Deutschland.

Bismarckstraße
Wenn man die mehrspurige Bismarckstraße mit den vorwärtsdrängenden Fahrzeugkolonnen sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass diese Verkehrsverbindung einmal als Mühlenweg begonnen hat. Seit 1824 standen dort mehrere Mühlen, 1871 - im Jahr der Kaiserproklamation - wurde die Straße zur Bismarckstraße. Mit der Industrialisierung begann ein rasches Wachstum der selbstständigen Stadt Charlottenburg. Werner von Siemens baute 1862 seine Villa in der Otto-Suhr-Allee, die Siemens-Werke richteten ihre Fabriken auf der nahegelegenen "Helmholtz-Insel" ein.

Ein Wasserlauf war der Bismarckstraße im Weg. Der Schwarze Graben, ein kleiner Seitenarm der Spree, der in Höhe der Kaiser-Friedrichstraße die Bismarckstraße querte, musste erst in den Untergrund verlegt werden, bevor die Bismarckstraße in den 1870er Jahren bis zur Kreuzung Schloßstraße verlängert werden konnte. Dort endet die Bismarckstraße am Sophie-Charlotte-Platz und geht in den Kaiserdamm über.

Der Ausbau der Bismarckstraße zur Prachtstraße begann um 1900, sie wurde von 26 auf 50 Meter verbreitert. Später wurde sie Teil der längsten innerstädtischen Ost-West-Achse, die in Hitlers Welthauptstadt "Germania" von Unter den Linden in Mitte bis über Spandau hinaus ins Umland ausgebaut werden sollte.

Eine Straße der Nachkriegsmoderne
Ab 1860 wurden Wohnhäuser mit zwei Obergeschossen an der Bismarckstraße gebaut, meist in spätklassizistischen Formen und von Maurermeistern entworfen. Ab 1900 folgten vornehme Wohnbauten mit vier Obergeschossen von bekannten Architekten. Mit der Pracht war es vorbei, als im Zweiten Weltkrieg Bomben auf Berlin fielen. Ein Bombenteppich vom Zoo über den Ernst-Reuter-Platz bis zur Bismarckstraße schuf 1943 eine Ruinenlandschaft, in der nur einzelne Bauten stehen geblieben waren.

Der Wiederaufbau erfolgte in der Zeit der Nachkriegsmoderne. Im Umkreis der Ruine der Gedächtniskirche wurde das neue Zooviertel zum "Schaufenster des Westens" in der geteilten Stadt. Bis 1960 entstanden in der Bismarckstraße viele Neubauten, die der Straße ein neues Gesicht gaben. Die zerstörten Bühnen Schiller-Theater und Deutsche Oper an der Bismarckstraße wurden im neuen Geist errichtet. Geschäftsbauten für Ruhrkohle, Hahn & Kolb Werkzeugmaschinen, Haus der Wirtschaft wurden entwickelt und Versicherungsbauten für Gerling Versicherung, Alte Volksfürsorge, Kassenärztliche Vereinigung. Zehn Jahre nach den Geschäftsbauten wurden an der Bismarckstraße mit dem Opernviertel auch Wohnbauten ergänzt.

Opernviertel
Das räumliche, dreidimensionale Bauen war das Credo des Architekten Georg Heinrichs. Im Innengelände hinter dem VDE-Haus hat er Ende der 1960er Jahre einen mehrfach gestaffelten, 7- bis 18-geschossigen Hochhauskomplex errichtet, der zusammen mit der 5-geschossigen Blockrandbebauung an der Bismarckstraße zum Opernviertel wurde. Heinrichs arbeitete mit dem Architekten Hans Christian Müller zusammen, dem späteren Senatsbaudirektor als Nachfolger von Werner Düttmann. Das Opernviertel wurde in Großtafelbauweise errichtet, so wurde das West-Berliner Pendant zur Ost-Berliner Plattenbauweise genannt.

Die skulpturale Form der Bauten rückt in den Fokus, wenn man die Ecke des inneren Hochhauskomplexes vor Augen hat mit den gleichmäßig horizontal gegliederten Balkonbrüstungsbändern, die in mehrere Richtungen auseinanderstreben. Der Architekt Heinrichs hat die Autobahnüberbauung der Schlangenbader Straße realisiert, das Märkische Viertel mit geplant und das Haus des Evangelischen Konsistoriums an der Bachstraße in Raumschiff-Architektur erbaut, das leider inzwischen durch einen profanen Neubau ersetzt wurde.


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Straßenüberbauung Sesenheimer Straße
An der Südseite der Bismarckstraße errichtete der Architekt Rolf Gutbrod eine weitere Anlage des Opernviertels, ein Wohn- und Geschäftshaus mit 5 bis 13 Geschossen. Der mehrfach gestaffelte Bau überspannt als Straßenüberbauung die Sesenheimer Straße. Die gut 230 Wohnungen in dem Haus sind Einzimmer-Apartments bis zu Vierzimmer-Wohnungen. Der Architekt Rolf Gutbrod hat mit anderen das Dorland-Haus gebaut und das IBM-Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz.

Die Sesenheimer Straße mündet in die Goethestraße. Eine Benennung mit Hintersinn, Sesenheim ist ein Ort im Elsass, in dem Goethe als Student die 18-jährige Friederike Brion kennen lernte und sich - wie sollte es bei Goethe anders sein - in sie verliebte. Tatsächlich sind mehrere umgebenden Straßen "nach Wirkungsstätten und Persönlichkeiten im Umfeld von Goethe benannt", so die Weimarer Straße.

Deutsche Oper
Die reiche und selbstbewusste Stadt Charlottenburg - sie wurde erst 1920 nach Berlin eingemeindet - wollte ein eignes Opernhaus haben. So entstand als Gegenbau zur Berliner Hofoper 1912 das Charlottenburger Deutsche Opernhaus an der Bismarckstraße. 1943 wurde das Gebäude bei den alliierten Luftangriffen zerstört. Der Architekt Fritz Bornemann erbaute 1961 die Oper neu mit einer 70 Meter langen Waschbeton-Fassade, einer fensterlosen, abweisenden Front. Diese Wand schützt den Theatersaal vor dem Straßenlärm. Die Seitenfassaden des Gebäudes sind aus Glas gestaltet, sie ermöglichen einen Blick in das Innere. Den Blick nach außen hat der Architekt gedämpft, um die Konzentration auf das Kunsterlebnis zu verstärken. Der kubische Baukörper scheint zu schweben, er kragt über, das Erdgeschoss ist leicht eingezogen.

Die Architektur war stark umstritten ("Eleganz in Waschbeton?", "kalte Architektur"). Die Fassade erhielt Spottnamen wie "Klagemauer" oder "hochgeklapptes märkisches Dorfpflaster". Die als einziger Schmuck vor der Fassade stehende, 20 Meter hohe abstrakte Stahlskulptur, wird von den Berlinern "Schaschlik-Spieß" genannt.

Götz-Friedrich-Platz
Die Grünfläche auf der rechten Seite der Oper ist nach dem langjährigen Generalintendanten Götz-Friedrich-Platz benannt. Ein Bronzebuch auf einem weißen Betonquader ist von einem Nagel durchbohrt. Mit dieser Skulptur erinnert der Nagel-Künstler Günther Uecker an Götz Friedrichs Bitte, Uecker möge einen Nagel einschlagen beim Beginn seiner Intendanz. Uecker bedankte sich für den musikalischen Erlebnisraum, den der Intendant geschaffen hat.

Shakespeare-Platz
Der Opernplatz gegenüber an der Bismarckstraße wurde zum Shakespeare-Platz. Die City of London hatte der Stadt zur 750-Jahrfeier eine Shakespeare-Büste geschenkt, die dort aufgestellt wurde. Die Verbindung zur Oper ergibt sich dadurch, dass bedeutende Komponisten nach den Themen von Shakespear-Stücken Opern komponiert haben.


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Gedenken an Benno Ohnesorg
Benachbart zum Shakespeare-Platz befindet sich in der Krummen Straße der Ort, an dem am 2. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde. Ohnesorg hatte an einer Demonstration gegen den Schah von Persien teilgenommen, die von seinen "Jubelpersern" zusammengeknüppelt wurde. Dieses Ereignis radikalisierte Teile der außerparlamentarischen Bewegung und führte letztlich auch zum Terrorismus der RAF.

An der Seite der U-Bahntreppe ist das Gedenkrelief “Tod des Demonstranten” von Alfred Hrdlicka angebracht. Die Relieftafel „in dynamischer Ausarbeitung“ wirkt wie aus der Zeit gefallen, mit dem Fehlen von Abstraktion und Ästhetisierung wirkt sie wie eine Darstellung aus dem sozialistischen Realismus.

Schiller-Theater
Auch ein eigenes Theater hatte sich die Stadt Charlottenburg gebaut, das Schiller-Theater war als Volkstheater konzipiert. Es wurde 1906 mit Schillers "Räubern" eröffnet. Intendant war zuletzt seit 1937 der Schauspieler Heinrich George. Das Haus wurde von Bomben getroffen und zerstört. Für den Wiederaufbau 1951 wurden Teile der Ruine und möglichst viele der ursprünglichen Elemente verwendet, deshalb ist der Bau konventioneller als die Deutsche Oper, die sich vollständig von ihren Altbauformen gelöst hat.

Bürogebäude in der Bismarckstraße
Ein siebengeschossiges Bürogebäude für die Ruhrkohle hat neue Akzente gesetzt für die Berliner Nachkriegsarchitektur. Die Vorhangfassade mit quadratischen Glasscheiben wird von blau emaillierten Stahlblechbrüstungen horizontal gegliedert. Das Erdgeschoss ist etwas von der Baufluchtlinie zurückgesetzt.


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An der Ecke Weimarer Straße fällt ein Bürohaus mit einer ausschwingenden Rundung der Fassade auf. Den Bau haben Mitte der 1990er Jahre die amerikanischen Architekten Kohn Pedersen Fox realisiert, ein international tätiges Büro, das auch Bauten beispielsweise in Shanghai, Südkorea, Australien errichtet hat und dem wir den Cubus am Hauptbahnhof mit der vielfachen Lichtbrechung in der Fassade verdanken.

Altbauten in der Bismarckstraße
Die Neubauten des Telefunken-Hochhauses am Ernst-Reuter-Platz und des gegenüberliegenden Hauptpostamts mit gestaffelten Baumassen markieren als Torsituation die Einfahrt zur Bismarckstraße. Bis zur Bombardierung stand das Hotel Fürst Bismarck an der Stelle des Telefunken-Hochhauses, ein historisierender Bau mit zwei Türmen. Werfen wir einen Blick auf Altbauten, die entlang der Straße erhalten geblieben sind.

VDE-Haus
Das VDE-Haus an der Ecke Krumme Straße überstand den Bombenhagel. Der Siemens-Hausarchitekt Hans Hertlein hatte das fünfgeschossige, zweiflügelige Gebäude 1930 für den Verein erbaut, der Normen im Bereich der Elektrotechnik festlegt. Durch Unterzüge aus Eisenbeton sind die Wände im Gebäude nicht tragend, sie können verschoben werden. Das Haus ist mit hellem Muschelkalk verblendet. Reliefschmuck umgibt das Portal, er versinnbildlicht die Arbeit des Vereins mit den vier Elementen und mit Blitzen. Erde, Luft, Feuer, Wasser - und Elektrizität als fünf Elemente darzustellen, soweit wollte der Bildhauer nicht gehen, eine solche Darstellung findet sich an der Fassade des Goethe-Gymnasiums in der Uhlandstraße.

Bosch-Haus
Ein ebenfalls mit Muschelkalk verblendetes fünfgeschossiges Eckgebäude aus der Berliner Elektropolis-Vergangenheit ist weiter westlich an der Fritschestraße erhalten geblieben, das 1917 errichtete Verkaufshaus der Robert Bosch GmbH. Die Fassade ist durch Pfeiler gegliedert, die jeweils mehrere Fensterachsen bündeln. Andererseits wird mit Reliefbändern unter den Fenstern der Bau horizontal betont. Zurückhaltender Reliefschmuck findet sich auch an den vier portalartigen Eingängen.


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Die Architekten Bielenberg & Moser haben in Berlin repräsentative Bank- und Bürogebäude errichtet, unter anderem im Bankenviertel um die Behrenstraße. Die Wirtschaftsverwaltung sitzt in dem von ihnen gebauten "Olex"-Haus in Schöneberg.

Friedenskirche der Baptisten
Im zweiten Hof der Bismarckstraße 40 steht eine Hinterhofkirche, die nacheinander vier Religionsgemeinschaften diente: katholische, jüdische, evangelische, evangelisch-freikirchliche Gemeinden. 1898 wurde sie für eine katholisch-apostolische Gemeinde errichtet. Bereits nach 10 Jahren wurde sie umgewidmet und diente weitere 10 Jahre lang als Synagoge. 1918 zog die evangelische Eben-Ezer-Gemeinde ein. Wieder 3 Jahre später übernahm die evangelisch-freikirchliche Friedensgemeinde der Baptisten das Gotteshaus.

Duplizität der Ereignisse: In der Thermometersiedlung in Lichterfelde hat mit der Eben-Ezer-Kapelle ein weiteres Gotteshaus dieses Namens eine Kirche zur "Nachnutzung" übernommen. Die Lichterfelder Kapelle war als katholisches Gotteshaus "Maria Mutter vom Guten Rat" eingeweiht worden, nach 25 Jahren zog die evangelische Gemeinde ein. Der Name Eben Ezer bezieht sich auf den "Stein der Hilfe Gottes", einen in der Bibel genannten Ort der Auseinandersetzung mit den Philistern.

U-Bahnhof Bismarckstraße
Unter der Bismarckstraße gibt es vier U-Bahnhöfe, davon einen Umsteigebahnhof. Dieser im April 1978 eröffnete Kreuzungsbahnhof ist seit sieben Jahren eine Baustelle, auch weil wegen Baupfusch neue Fliesen teilweise wieder abgerissen werden mussten. Die als Muster fertiggestellte Wand mit grünem Fliesen im Metallic-Dekor überzeugt mich nicht. Die Bauabteilung der BVG hat bei der eigenmächtigen Neugestaltung von U-Bahnhöfen keine gute Hand, ihr fehlt jedes künstlerische Empfinden, stadtprägende Gestaltungen sollten nicht von Sachbearbeitern gemacht werden. Den Stationsnamen in Riesenlettern an die Wand zu kleben, wie beispielsweise auf der Steglitzer Strecke zum Rathaus, ist ein Armutszeugnis. Den Umbau am Bahnhof Bismarckstraße leitet das Büro der heutigen Senatsbaudirektorin Kahlfeld, für das "Design" ist das Büro vielleicht nicht verantwortlich.

U-Bahnhof Deutsche Oper
Den Namen Bismarckstraße trug anfänglich der heutige Bahnhof Deutsche Oper, der 1906 eingeweiht wurde. Der Bahnhof ist mit farbenprächtigen “Azulejos” ausgeschmückt, portugiesischen Fliesen. Sie zeigen die Namen von zwanzig berühmten Opernkomponisten. Und von abstrakten Figuren und Totemwesen, der portugiesische Künstler war von archaischer afrikanischer Kultur beeinflusst. Diese Kunstwerke sind ein Geschenk Portugals an die Stadt Berlin, als Dank für die Hilfe beim Altstadtbrand Lissabons 1998.


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Erbaut und gestaltet wurde der U-Bahnhof von dem U-Bahn-Architekten Alfred Grenander. Wegen einer heute nicht mehr befahrenen Abzweigung zum Richard-Wagner-Platz hat der Bahnhof vier Gleise an zwei Mittelbahnsteigen. Über Oberlichter wurde der U-Bahnschacht mit natürlichem Tageslicht versorgt. Kleinteilige Fliesen hatten auf diesem Bahnhof die Farbe grau, Grenander nutzte die Farben als Erkennungszeichen für die Reisenden. Auch hier hatte die BVG 1983 übergriffig die Gestaltung verändert, die Decke abgehängt, gelbe und weiße Fliesen angebracht, die Beleuchtung umgebaut.

Ein Brand im U-Bahnhof, der schrecklich hätte ausgehen können, führte erneut zu einer Umgestaltung. Im Juli 2000 fuhr ein aus Ruhleben kommender Zug brennend in den Bahnhof ein. 350 Fahrgäste überlebten wie durch ein Wunder, weil der Rauch mit Sogwirkung über den Ausgang nach oben abzog. Der Unfall veranlasste die BVG, für alle U-Bahnhöfe einen zweiten Ausgang einzubauen, soweit dieser fehlte. Auch die Bahnhofgestaltung veränderte sie nach dem Brand wieder, doch das blieb nur zwei Jahre, dann kamen die portugiesischen Kunstwerke in die Station. Und heute lohnt sich sogar ein Ausflug in den Untergrund, wenn man als Kunstinteressierter und nicht als Fahrgast kommt.

Grüne Welle
Wo wir gerade bei der Verkehrspolitik sind: Um den Fahrzeugverkehr zu steuern, wurde auf der Bismarckstraße die Grüne Welle eingeführt. Die Idee ist, dass bei einer bestimmten Geschwindigkeit alle Ampeln auf Grün geschaltet sind, die Fahrzeuge also kontinuierlich fließen. Problematisch ist das, wenn an einer Kreuzung die Welle unterbrochen ist, wie an der Leibnizstraße Richtung Ernst-Reuter-Platz ("hier kommt man nie bei Grün an"). Das verleitet zum Rasen und zum Spät-gelb-fahren.

ADAC und die Industrie- und Handelskammer beanstandeten 2003, "dass die übliche Vorrangschaltungen für Busse und Straßenbahnen zu Lasten grüner Wellen für den Individualverkehr gehen". Und wie ist das mit den Fußgängern? Verkehrspolitik sollte für alle da sein, aber als Fußgänger kommt man nur bis zur Mittelinsel und muss da die nächste Grüne Welle der Fahrzeuge abwarten. Und die Radfahrer? 2013 wurde in der Belziger Straße die erste Grüne Welle für Radfahrende eingerichtet.

Geschichten aus der Bismarckstraße
Mafia-Methoden in Berlin: Während des Berufsverkehrs explodierte 2000 unter einem auf der Bismarckstraße fahrenden PKW eine Autobombe. Der Fahrer starb, weitere Verletzte gab es nicht. Es war ein Vergeltungsakt unter Kriminellen, mit Methoden der Mafia in Italien. Der Getötete war polizeibekannt mit Drogendelikten, Falschgeld und Glücksspiel.

"Tanzen macht glücklich": Auf der Reeperbahn in Hamburg begann das Café Keese mit Ball Paradox (Damenwahl) und Tischtelefon, dann wurde ein Ableger 1966 an der Bismarckstraße in Berlin eröffnet. Für alle im mittleren Alter und höher, die Spaß haben wollen, auch Ehen wurden hier schon gestiftet. Die Nachfrage ist nicht mehr so groß, der Saal kann abgeteilt werden, damit es nicht so leer aussieht.

Und uns macht Freude, dass wir am Sophie-Charlotte-Platz ein kleines Café finden, wo wir sehr freundlich und zugewandt bedient werden und in einem farblich wohltemperierten Raum unseren Kaffee trinken.
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Unsere Route:
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Eselsrücken und Palladio-Kompositionen
Vom erbärmlichen Ort zum lebenswerten Kiez